Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Indische 
Architektur. 
sie sich doch mehr an die hergebrachte Form angeschlos- 
sen, als dieselbe hervor gebracht haben. Wenn wir in 
der Beschreibung der heiligen Stadt im Ramayana von 
den Kuppeln lesen, die wie Felsgipfel hervorragen, so 
können wir wohl. eine ähnliche Form, wie diese Dagops, 
vermuthen. Sie war daher nicht bloss (wie es doch nach 
der vorausgesetzten symbolischen Bedeutung der Fall sein 
müsste) bei den Buddhisten, sondern auch schon früher 
bei den Brahmanen üblich. Auch bei vielen andern spätern 
Tempeln des brahmanischen Indiens finden wir noch jetzt 
ähnliche Kuppelformen 3') und wir können daher nicht 
wohl zweifeln, dass diese Form die bleibend herrschende 
und charakteristische der indischen Architektur gewesen. 
Wenn wir uns dann ferner erinnern, dass diese Kuppeln 
ohne eigentliche Wölbung schwere, dichte Massen, 
gleichsam künstliche Felsen, darstellten, dass sie den 
Formen glichen, welche bei der äussern Bearbeitung der 
Felsen am leichtesten entstanden, und dass endlich der 
Ramayana selbst jene Kuppehi der Stadt mit Felsgipfeln 
vergleicht, so können wir nicht zweifeln, dass diese 
volle, üppige Form sich unmittelbar bei dem Uebergange 
von den Felsenbauten zu freieren architektonischen Con- 
structioneil ausgebildet habe, und, weil sie dem Geschmack 
der Hindus zusagte, beibehalten sei. In der That ent- 
spricht die Kuppel mehr als jede andre gradlinige und 
winkelige Bedeckung _der sinnlich phantastischen Auf? 
fassung, dem Gefühle des ewigen Kreislaufes der Dinge 
 Die Pagodenthürme von Orissa mit ganz ähnlicher Kuppel 
werden als Symbole des Lingam gedeutet, und es ist dies sogar 
Volksmeinulnzg, da man diese Thürme Ling Bai d. i. König des Lin- 
galn nannte. Ritter VI. 550. Man sieht daraus die Vieltleutigkeit 
des Symbüliscllell und es scheint", IlßSS jeder Üultus der üblichen 
Form eine ihm zusagende Bedeutung unterlegte.
	        
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