Die
Dagops.
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Heiligthümeril, dass darin solche Kostbarkeiten verborgen
seien, zu welchen denn auch ein geheimer unterirdische;-
Gang führte. Oft aber, namentlich bei den Felskegeln glei-
eher Gestalt, welche man in den Grottentempehl stehen liess
ist der Zweck der Aufbewahrung nicht denkbar. Man kann
daher nur auf eine symbolische Bedeutung schliessen. Bemer-
kenswerth ist dabei besonders die Kuppelform, zumal in einer
Architektur, welche die Kunst des Wölbens nicht kannte,
und die Vortheile eines runclgetleekteil Raumes nicht suchte,
sondern nur äusserlich dem massiven Steinhaufen diese
Gestalt gab. Man glaubt daher in der Kuppel eine An-
spielung auf ein dieser Secte geläufiges Bild, auf die
bVasserblase zu finden. Die Buddhisten liebten in den
Betrachtungen über die Hinfälligkeit des Lebens, die
einen so wesentlichen Bestandtheil ihrer Lehre ausmach-
ten, den Vergleich des menschlichen Leibes mit einer
Wasserblase die schnell vergeht. Sie lehrten auch von
den Lebensstufen der geistigen Erhebung, durch Welche
die Seele hindurch Wandern muss , um in die Ewigkeits-
gedanken einzugehen. Mit Beziehung auf beides, gab
nun nach dieser Hypothese die antik priesterliehe Archi-
tektur in jenen Monumenten von Kabulistan den heiligen
Dagops äusserlich die Form der Wasserblase, des ver-
gänglichen irdischen Leibes , während im Innern die
etagenweise aufsteigenden Kammern den Lebensstufen
der aufwärts strebenden Seele entsprechen "Ü. Es ist
keinesweges unwahrscheinlich, dass solche symbolische
Beziehungen auch hier statt fanden, indessen mögen
l) Ritter a. a. 0. S. 301. lf. VI. S. 238. Aehxilich, wie Bitter
erklärt auch W. v. Humboldt (über die Kawi Sprache S. 165 ff.) die
Gestalt der Dagops, als sylnbolische Darstellung des Begrilfes der
Sunya oder Leerheit, welcher zugleich den höchsten Himmel in der
buddhistischen Architektonik des Weltalls bezeichnet.