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Indische
Architektur.
In den Grotten ,b welche wir an ihren Bildyverkerl
als buddhistisch erkennen, sind die Pfeiler meistens
schlanker und schöner. Ueberhaupt unterscheidet sich die
Architektur dieser Grotten vortheilhaft von der der übrigen;
ihr Grundriss bildet ein längliches Viereck, die Pfeiler-
reihen sind dichter und theilen daher den Raum deutlich
in drei Schiffe, von denen das mittlere bedeutend breiter
ist; die Decke ist gewölbt oder doch sonst höher, die
Verzierungen sind massiger, das Ganze einfacher und
freier. Dazu kommt dann nun noch, dass die Wände nicht
von jenen kolossalen halbfrei stehenden Gestalten bedeckt
und beschattet sind, und dass das eine Buddhabild am Ende
des Tempels als Zielpunkt eines längeren Raumes vor-
theilhaft wirkt. In einigen Fällen mögen diese Grotten
neuer sein, in den meisten aber stehen sie in der Aus-
führung den übrigen ganz gleich, und scheinen daher
auch von gleichem Alter. Um so merkwürdiger ist diese
Verschiedenheit, weil daraus hervorgeht, dass die Anf-
fassung des Gottes und die einfachere Lehre eine andere
Behandlung auch des Architektonischen hervor brachte.
Bei den Griechen sonderten sich die verschiedenen Style,
wie wir sehen werden, nur als aesthetische Individuali-
täten ohne praktische Beziehung. Die Vorstellung des
Gottes hatte darauf keinen Einfluss. Bei den Hindus
scheint
aber
auch
die
Architektur
unmittelbar
VOIl
dem
specielleil Lehrsystem oder dem Charakter des Tempel-
gottcs bestimmt zu sein. Die wilden mythologischen Tra-
ditionen und die sinnlich orgiastischcn Vorschriften der
Sivareligioxi brachten auch ausschweifende, schwülstige,
die strengen, mehr auf das Innerliche gerichteten Lehren
Buddhäüs einfachere Formen hervor. Hier können wir
daher
die
Architektur
in
einenx
gewissen
Sinne
symbo