Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Indische 
Architektur. 
nichts m). Ueberdies ist durch diese Abtheilung die Ein- 
heit des Stammes, in welcher grade seine Stärke und 
Schönheit besteht, verdunkelt. Man denke sich diese For- 
men, von denen hier nur die wesentlichsten aufgeführt und 
die verbindenden Rundstäbe u. dgl. unerwähnt geblieben 
sind, bei einer unbedeutenden, im Verhältnisse zu der 
Breitengrösse höchst geringen Höhe, so ist es einleuchtend, 
wie massiv, plump und schwülstig diese Pfeiler aussehen 
müssen. Keine der einzelnen Abtheilungen erscheint 
als die Hauptsächliche. An schöneren Säulenformen z. B. 
der griechischen Säule steht die Basis und das Kapitäl 
stets zum Stamme in einem solchen Verhältnisse, dass 
dieser der vorherrschende Theil bleibt, in dem die Be- 
Stimmung des Ganzen enthalten ist, jene aber nur Be- 
gränzung nach oben und unten und Schmuck sind. Hier 
dagegen haben der viereckige und der runde Theil fast 
gleiche Ansprüche, und das Kapitäl ist wiederum für 
sich bedeutend. Sehr häufig sind überdies das Kapital, 
der Hals und der runde Theil des Stammes mit fortlau- 
fender Kannelirung verziert, Während der untere, vier- 
eckige Theil glatt ist, wodurch denn jene als ein Ganzes, 
i) Rosenthal a. a. O. bemerkt, dass bei den stehen bleibenden 
Stützen der Felsengrotte ganz andere Riicksichten statt fänden, als 
bei den Säulen des eigentlichen Baues. Bei der starken Spannung, in 
der sie sich befinden, müssten sie viel grössere Stärke haben, und 
es sei die Gefahr vorhanden, dass ein dünner Stamm bei der Arbeit 
springen würde. Er vindicirt der indischen Form also eine gewisse 
Ziveckmässigkeit. Wenn man dies auch zugiebt, so ist dann aber 
der Zweck hier nur der rohe, durch den Naturstotf bedingte, nicht 
der freie, schon auf künstlerischer VVahl des Stoffes beruhende, und 
die Formen, die daraus hervorgehen, sind daher auch nur grob sinn- 
liche. Nach dem Gesetze der Schönheit hätte hier die einfache 
vierseitige Gestalt beibehalten werden müssen. Noch weniger kann 
man (mit Kugler a. a. 0. S. 102) diese indische Form eine geistreich 
organische xiemieu.
	        
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