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Indische
Architektin:
rund, quadrat oder allenfalls achteckig. Da er aber das
selbstständigste, am Meisten in's Auge. fallende Glied
des Baues ist , so tritt auch zugleich das aesthetisclic
Bedürfniss ein, diese rohe Form mit freierm Sinne aus-
zubilden. In jedem Baustyle nimmt daher der Pfeiler eine
andere, dem Geiste desselben angemessene Gestalt an.
mehr oder weniger verziert, je nachdem die Neigung
zum Reichen oder Einfachen vorherrseht. Diese Aus-
schmückung muss aber immer aus der einfachen Grund!
form der Stütze hervorgehen, um nicht zweckwidrig zu
erscheinen, ja man kann (wenn auch im Allgemeinen die
Schönheit nicht mit der Zweckmässigkeit zusammen
nun) bei diesem vorzugsweise dienenden Gliede grade-
zu sagen, dass es je zweckmässigcr desto schöner sei.
S0 ist die Abrundung der Ecken durchweg eine Ver-
schönerung, Weil sie den Stamm der Säule ohne seine
Kraft zu schwächen, schlanker, zierlicher, und doch kräf-
tiger, in sich conceiltrirt erscheinen lässt; eben so ist
sie aber die zweckmässigste, weil sie eine unnöthige
Verengung des Raums verhütet. So ist es ferner ange-
messen, den Stamm nicht unmittelbar unter das Gebälk
und auf den Boden zu stellen, sondern ihn unten und
oben durch eine breitere Fläche, durch Basis und Kapital.
zu begränzen; theils weil es ihn (wenigstens bei schwä-
cherm Material) vor nachtheiligen Eindrücken schützt,
theils weil es für das Auge ihn deutlicher als ein selbst-
ständiges Ganze bezeichnet. In den indischen Grotten
sind nun auch die Pfeiler sehr verschieden, und in einigen
haben sie die einfachste Form, als vier oder achtcckige
Stützen, welche bloss an dem obern Theile durch ein
flach eingeschnittenes Band mit Ornamenten verziert und
durch eine Platte bedeckt sind. Gewöhnlich indessen sind