Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Indische 
Architektur. 
war daher die Grundlage der architektonischen Form, 
und die Phantasie lieh ihm nur den Schein einer Regel. 
die nicht vorhanden war. Charakteristisch ist es , dass 
sich wenig Pfianzenformen unter den Verzierungen dieser 
Monumente finden. Bei allen andern Völkern ist dies 
gewöhnlich und es liegt auch wohl in der Natur der 
Sache. XVenn man von der einfachen strengen Regel- 
mässigkeit der wesentlichen Glieder des Baues zur Or- 
namentirurxg übergeht, sich leichtere Ausweichungen von 
der graden Linie, heitere, zufällige Formen erlaubt, dann 
entsteht ganz von selbst etwas den Pflanzen Aelnrliches, 
welches man gern durch Anschliessen an die Naturform 
vollendet. Auch liegt eine innere Wahrheit darin, dass 
auf den grossen Massen der unorganischen Natur sich 
das heitere Spiel des Vegetabilischen zeige. Bei den 
Indiern kam noch die fast religiöse Verehrung und das 
gesteigerte Mitgefühl hinzu, mit welchem sie sonst die 
Pflanzen betrachten. Dennoch nahmen in der Fclsenarchi- 
tektur nur wenige Verzierungen die Gestalt des Blattes 
an, und es scheint, dass die wildschaßende Phantasie 
der Hindus selbst an die freiere Regelmässigkeit der 
Pflanze sich nicht anknüpfte. Die Ornamente sind viel- 
mehr entweder Zusammenstellungen von graden oder 
gekrümmten Linien, wulstigen und flachern Formen, oder 
sie gehen unmittelbar zu Thiergestalten über, und zwar 
zu den grössern, plumpen, gewaltigen Thieren. Der Löwe 
und der Elephant dienen besonders als architektonische 
Zierden, als Wächter vor den Pforten, als Träger gan- 
zer Felsentempel, endlich als Ornament an Kapitälen und 
Friesen. Es ist offenbar, dass hier etwas Symbolisches 
hineinspielt. Die Heiligkeit der Thiere übersteigt bei 
Weitem die der Pflanzen; viele von ihnen stehen in Ver-
	        
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