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Indische
Architektur.
tische Grotten, z. B. Dher wara in Ellora. und andere,
auch mit grader Decke versehen; cs ist daher viel wahr-
scheinlicher, dass eine Eigenthümlichkeit des Felsens
oder eine technische Rücksicht die Bogenform herbei ge-
führt habe. Man kann diese sogar für die frühere halten.
Der Grottenbau hat darin ganz andere Gesetze wie
der Häuserbau. Hier führte die technische Rücksicht
leicht auf grade Decken; dort aber gaben theils die Na-
turhöhlen das Vorbild der Ründung, theils musste die
Ausführung ganz von selbst darauf hinleiteng).
Noch willkürlicher und mannigfaltiger wie das Innere
sind die Formen der auch äusserlich bearbeiteten Felsen-
tempel. Kuppelartige und flache Dächer, gradlinige Pfeiler
und einfache Gesimse mit plumpen, gerundeten, Wulstigen
Formen wechseln ohne Maass und Ziel. Die europäischen
Beobachter haben daher, je nachdem ihre vorgefassten
Meinungen sie leiteten, griechische oder mauris che, ja selbst
aethiopischwhristliche Formen zu entdecken geglaubt, wäh-
rend bei unbefangener Prüfung sich nur der Mangel einer
festen Regel zeigt. In der That ist schon der Gedanke,
den Felsen äusserlich zu behauen, ein phantastischer, der
ein wildes Spiel der Einbildungskraft hervor bringen
musste. Denn hier ist gar keine Basis, auf Welcher sich
die Regel bilden könnte. Im eigentlichen Gebäude nöthigt
die Natur der Sache, dem Aeussern eine bestiinmte Form
zu geben; das Gesetz der Schwere, nach welchem die
Veranlassung gegeben häbe. Indessen scheint grade die Bedeutung,
welche diese Form wahrscheinlich hatte, (die einer Wasserblase)
nur- durch eine äussere Ründung erlangt zu werden, so dass eine
Beziehung auf die innere Decke der-Felsenhöhle damit wohl nicht im
Zusammenhange stehen kann.
i") S. Rosenthal, Uebersicht d. Gesch. d. Bailkunst in Crelle
Journal f. d. Bank. Band XIII. 5.256.