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herkömmlich als eine zweifelhafte behandelt wird, ist
eigentlich schon entschieden, so manche andere, obgleich
noch ihrer Lösung entgegen sehend und von grossem
Interesse, kann doch keinen wesentlichen Einfluss auf
die Gestaltimg der Kunstgeschichte im Ganzen haben.
Ob wirklich einige vereinzelte byzantinische Arbeiter im
zehnten und eilften Jahrhundert nach Deutschland ge-
langten, die Nachwirkung, welche sie ausübten, müsste
an den grossen Monumenten sichtbar sein, wenn Gewicht
darauf zu legen wäre. Die Siegelkunde mag manche
interessanten Daten liefern, im Ganzen aber war diese,
so vielen Zufälligkeiten unterworfene Technik zu einer
Rückwirkung auf die grösseren Werke und auf die Prin-
cipien zu schwach. Mit grosser Begierde sehe ich der
von WVa a g cn verheissenen Geschichte der Miniaturmalerei
im Mittelalter entgegen; aber auch sie wird mehr Auf!
Schlüsse über den Wechsel des Vorganges und der
Nachfolge der einzelnen, eng verbundenen Völker liefern,
als die Gesammtgeschichte wesentlich umgestalten. Das-
selbe gilt sogar von der Frage , ob das conseqlleniß
System des gothischen Baues in Frankreich erfunden und
von da aus verbreitet, oder ob es aus verwandten Ele-
menten und gleicher Geistesrichtung an mehreren Orten
unabhängig ausgebildet sei. Mit einem AWorte, die
Schattenpartien des Gesammtbildes werden hin und wieder
mehr erhellt werden, die grossen Lichtmassen dagegen
sind schon jetzt völlig deutlich. Auf diese hellbeleuch-
teten Stellen ist aber das eigentlich kunsthistorische In-
teresse vorzugsweise gewiesen.
Sogar da, wo noch wirklich erhebliche Lücken der
Geschichte vorhanden sind, schien mir die vorbereitende
und einleitende Auffassung, welche ich beabsichtigte,