Grottentempel.
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auf ihre Entstehung scheint zu gewagt, zumal da es
natürlich ist, dass die äussere Ausschmückung die letzte
der daran ausgeführten Arbeiten war.
Wollen wir den Charakter dieser Architektur näher
kennen lernen, auf ihre Regeln und Details eingehen, so
linden wir bald eine eigenthümliche Schwierigkeit. Bei
allen andern Völkern herrschen stets gewisse Formen
vor, gradlinige oder runde, kuppelförmige oder recht-
winkelige u. s. f.; hier ist fast überall nur ein bunter
YVechsel. Schon die innern Verhältnisse der Tempelgrot-
ten sind höchst verschieden. Die von Elephante ist fast
quadrat, die anderen sind zwar nur selten von grösserer
Breite, sondern meistens mehr länglich, aber von dem
abweichendsten Verhältnisse der Länge zur Breite. Die
Höhe ist gewöhnlich gering, sie übersteigt bei sehr grossen
Dimensionen des Grundrisses kaum die Höhe unserer
gewöhnlichen Zimmer; vielleicht Weil man die Mühe
einer nicht unumgänglich nöthigen Arbeit ersparen wollte,
vielleicht (und dies ist bei Qdem sonstigen Luxus der
Arbeit wahrscheinlicher) weil das Dunkele und Drückende
dieser Hallen dem Andachtsgefühle zusagte. In einigen
dieser Grotten ist jedoch die Decke in Form eines Ton-
nengewölbes ausgehauen, so namentlich in der Grotte
Visva carma in Ellora, in einer Grotte zu Nassuk und
in einer andern zu Ajayanti, ferner auch in denen zu
Carli und zu Kennery, wo die Wölbung sogar fast huf-
eisenförmig wird. Da alle diese gewölbten Grotten sich
durch ihre Bilderwerke als buddhistisch erweisen, so
könnte man eine symbolische Bedeutung dieser Anordnung
vermuthen i), indessen sind andere unzweifelhaft buddhis-
4) Kugler Handbuch S. 107 vermuthet, dass die Form des
Dagop (von der weiter unten die Rede sein wird), zu der WVölbung
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