Grottentelnpel.
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liegt schon in der Natur der Sache, dass die rohe und
harte Arbeit in dem natürlichen Felsen der eigentlichen
Baukunst vorher gegangen sein muss; denn man kehrt
dazu nicht zurück, wenn man erfahren, wie sehr viel
leichter es ist, in gehauenen Steinen zu arbeiten, und
wenn sich der Sinn an die Regelmässigkeit, die sich im
Grottenbau nicht völlig erreichen lässt, gewöhnt hat.
Besonders gilt dies von den auch äusserlich behauenen
Felsentempeln , welche kaum anders wie eine Vorarbeit
des noch unbekannten Baues gedacht werden können.
Schon im Ramayaxia , also fast 1000 Jahre vor un-
serer Zeitrechnung , linden wir die ausführliche Be-
schreibung einer Stadt, aus der sich ergiebt, dass man
den überirdischen Prachtbau und allen Luxus des Lebens
wohl kannte. Sie glänzte von Tempeln, die Kuppeln der
Paläste ragten wie Felsengipfel empor, die Mauern waren
geschmückt mit bunten Steinen, wie die Felder eines
Sehachbretts Ü. Die Grottentempel müSsen daher für älter
mals unbekannt war; und dass es, wenn man es auch noch so ge-
ring annehmen wollte, immer in den Anfang unserer Zeitrechnung
fallen würde. Malte-Brun. Geogr. 2. Aug. I. 465. Ilulnboldt, über
die Kawi Sprache. I. 181, 293, 305.
v. Bohlen II. S. 102. Dagegen ist angeführt worden, dass
in den epischen Gedichten sich keine Anspielungen auf diese Grot-
tentempel finden, dass in ihnen die Gegenden des Dekan noch als
uncultivirt, nur mit einzelnen brahlnaniselien YVeisen, unter wilden"
Völkern wohnend, geschildert werden, dass dagegen die Sculpturen
dieser Felsentempel in unmittelbarem Bezug auf den Inhalt der Ge-
dichte steilen. Man schliesst daraus, dass diese älter sein müssen,
als jene (Kugler Ilaudbuch S. 100). Indessen beruheten ohne Zwei-
fel diese Gedichte auf älteren Sagen, ihrer letzten Redaction wird
mündliche Ueherlielk-rung vorhergegangen sein, und noch jetzt giebt
es im Dekan wilde Völker-schuften, unter denen einzelne brahinanische
Einsiedler lebennkünnten. Aus dem Stillsehiveigen des Gedichtes
über Gegenstände, die seinem Zwecke fremd waren. darf man wohl
nicht so bestimmte Schlüsse ziehen.