Grottentelnpel.
arbeitung natürlicher Felsen bestehen. In verschiedenen
Gegenden von Hindostan linden sich nämlich gewaltige
Grottentempel, architektonisch verzierte Räume, die
nicht wie andere Gebäude aus einzelnen, natürlichen oder
künstlichen Steinen errichtet, sondern in dem festen Fel-
sen eingehauen sind. Oft nicht bloss einzelne Hallen,
sondern eine Reihe von benachbarten Tempeln, umgeben
von Geniächern, Treppen, Corridore, Wasserbehältern,
gross genug, um die Bevölkerung bedeutender Städte
aufzunehmen, jetzt aber einsam, von den Bewohnern der
Gegend ientwe'der verachtet und gefürchtet oder doch
nicht mehr verehrt, und, obgleich dem Hindueultus,'doch
einer Gestaltung desselben angehörig, die wir nicht mehr
keimen. Wir dürfen sie unstreitig als die ältesten Monu-
mente des Hinduvolkes betrachten i).
Besonders
reich
an
solchen
VVerken
is t"
die
nord-
westliche Gebirgsgegend des Dekan. Hier sind in der
Nähe von Bombay die Inseln Elephante und Salsette mit
solchen Monumenten, dann im Innern des Landes die
Gegen die Ansicht, dass die unterirdischen Bauten die ältern
seien, erklärt sich A. XV. v._Schlegel in seinem, leider nicht fort-
gesetzten, Aufsatze über die. indischen Tempelruiilen in der indischen
Bibliothek, Band II. S. 453. Weil es schwerer sei, Tempel von
grossem Umfange mit prächtigen Säulenreihen im Innern eines Felsen
auszuhöhlen, als Gebäude aus XVerkstiicken zu errichten, müsse man
eine lange Erfahrung, grosse theoretische Kenntnisse besessen haben,
ehe man von diesen zu jenen übel-ging. "Allein die Geschichte lehrt
keinesweges, dass man (wie der berühmte Sprachforscher annimmt)
in der Architektur, wie in allen mechanischen Künsten, einen Fort-
schritt vom Leichtern zum Schweren-n annehmen müsse. Vielmehr
gehen überall Riesenwerke voraus, ehe man die einfachen Erfindun-
dungen des Leichtern macht, und niemals kehrt man von diesem zu
jenem zurück. Auch erkennt man in der Matinigfaltigkeil der Formen
deutlich, dass diese Grotten nicht nach sorgfältiger Berechnung, son-
dern durch kühne Versuche entstanden sind.