Religion.
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menschliche Wesen. Auch ihre Moral und Philosophie
beruht noch auf einem Systeme der Reinigung, der Flucht
aus dem Materiellen. Die sinnliche Welt stellt sich also
auch
ihnen
bald
wie
ein
Traum
und
Scheinwesen ,
bald
wie
Wie
das Befleckende und Verunreinigende,
die wechselnde Hülle des wandernden
bald endlich
Geistes dar.
als die Budd-
verderblichön
Wir Iinden sie also nur weniger consequent
histen, und durch diese lnconsequenz der
Einseitigkeit jener entgehend.
Vergleichen wir die Hindus mit den rohen Fetisch-
dienern, die ihnen voran gegangen, oder auch mit den
Chinesen in ihrer bloss äusserlichen auf das Bedürfniss
gerichteten Civilisation, so fühlen wir, wie sehr sie beide
hinter sich zurück lassen. Wir sehen die Menschheit hier
zum ersten Male sich über das Gemeine erheben; die
jugendliche Phantasie waltet maasslos, und rnischet Erde
und Himmel, Geistiges und Natürliches. Kommt eine
sinnliche Vorstellung auf, so wächst sie sogleich inis
Schwülstige und Ungeheuerliche aus, ist von Entsagung
und Mässigung die Rede, so wird sie bis zur Selbstver-
nichtung gesteigert. Die 'l'riebkraf't und Unendlichkeit des
Gedankens ist in die Vorstellungen von der Natur über-
gegangen, und andrerseits das Gebiet der Freiheit einer
äusserlichen Nothwendigkeit unterworfen. Vorzug und
Nachtheil dieser Stellung können wir mit dem Worte
aussprechen, dass die Phantasie vorherrscht. Sie ist
die bewegende Kraft des menschlichen Geistes, sie er-
hebt ihn zuerst über die Scholle, giebt ihm das Gefühl
der Befreiung von dem bloss sinnlichen Bedürfnisse, und
richtet seinen Sinn aufwärts. Der phantasielose Verstand
dient immer nur praktischen Zwecken, er wird niemals