Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Religion. 
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System nimmt, so führt es doch zu einem sinnlichen 
Materialislnus und äusserlicher Wortheiligkeit. Die Fröm- 
migkeit knüpft sich an äussere Zeichen, der lebende 
Mensch selbst wird zum Götzen erhoben, Gebetsfbrmehz 
gelten für innerliche Reinigung und Erhebung. Dazu kommt, 
dass auch die Wärme, welche sich in dem brahmanischen 
Götzendienste erhält, hier verschwindet, und in den 
buddhistischen Ländern meistens grosse Indifferenz be- 
merkt wird. Nur der Todtendienst wird mit Ernst und 
Würde betrieben. Der Cultus ist übrigens prächtig, und 
kolossale Statuen der Heiligen werden der Devotion des 
Volkes in Menge geboten. Die sittlichen Verhältnisse 
sind überall noch mehr entstellt als bei den Bralnnanen. 
VVähreild bei diesen Polygamie üblich ist, herrscht bei 
den Buddhisten Polyandrie vor, wodurch denn auch die 
Blamilicnbande einen Weniger reinen und naturgemässen 
Charakter erhalten. Selbst das Fortfallen der Casten 
wirkt nicht günstig, indem dadurch statt der aristokra- 
tisch gemässigteil lßlonarchic der Brahmancnvölkcr ein 
unumschräilkter ertödtender Despotismus des geistlichen 
oder 
Herrschers 
weltlichen 
eintritt. 
Die Vergleichung beider Zweige der indischen Re- 
ligion ist daher von grosseln Interesse; sie giebt uns 
eine Lehre, die wir freilich auch aus andern Erscheinun- 
gen ziehen können, dass das anscheinend Reiner-e und 
Geistigere, weil es einseitig ist, auf einen schlimmern 
Materialisnlus führt, als ein sinnlicheres System, welches 
eben dadurch, dass es das geistige Element nicht völlig 
von dem natürlichen sonder-t, dieses adelt und reinigt. 
Während die Buddhisten durch ihre nüchterne Ansicht 
von den wilden, leidenschaftlichen Execsseu des Aber 
glaubens zurück gehalten werden, sind sie um so mehr
	        
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