Religion.
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übermenschlichcr
Macht
sind.
S0
ist
also
ein
überreich
besetzter Olymp vorhanden, der, wie es in polytheisti-
sehen Religionen nicht anders sein kann, nicht völlig
iIlJgOSClIlOSSOII ist, sondern nach Lokalansichten und dich-
terischen Ausschmückungen wechselt. Es wird nach
diesen Bemerkungen erklärbar sein, dass die Forscher
der indischen Götterlehre, besonders ehe man sie einiger-
massen vollständig übersah, die ahweichendsten Urtheile
darüber fällen konnten. Denn die Grundlagen einer reinen
monotheistischen Lehre sind ebensowohl darin vorhanden,
als die eines weit ausgedehnten, bald sinnlichen bald
(lichterisch gefassten polythcistischen Systems. Einige
sahen also darin eine uralte der Wahrheit nahe kommende
Lehre der Einheit Gottes, während andere einen Zusam-
1nenhang' mit, vielleicht sogar eine Herleitung aus der
griechischen Mythologie in den einzelnen Gestalten des
indischen Pantheons wahrzunehmen glaubten. Ja man
brachte sogar jene Dreiheit der Ilauptgottheiten mit der
christlichen 'l'rinität in Verbindung. Bei näherer Keimtniss
der indischen Litteratur sind nun zwar diese Hypothesen
versclnvllnden, um so mehr ist aber die Unbestimmtheit,
das Schwankende und Wechselnde der Vorstellungen
bemerkbar geworden, welches als die wesentlichste Eigen-
thümliehkeit der indischen Auffassungsweise betrachtet
werden kann. Daher giebt es denn auch unter den Hindus
selbst unzählige verschiedene Secten , philosophische
sowohl als populäre, die aber grossentheils friedlich und
ohne strenge Unterscheidung neben einander leben. Zwei
Hauptsecten indessen stehen sich feindlich gegenüber,
die Brahmanen und die Buddhisten, und dieser Ge-
gensatz
verdient
auch
hier
nähere
Betrachtung.