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Indien.
der Durchdringer, dessen Symbol das WVasser ist, die
erhaltende Kraft; in immer neuen Gestalten kommt er
auf die Erde herab, und wird daher unter dem Namen
verschiedener Gottheiten besonders auch als Rama
und Krischna angebetet. Diese beiden Götter stehen
fast in einem Gegensatze, als böses und gutes Prin-
cip; die Mythologie der Inder kennt sie zwar nur
verbunden, aber je nachdem der eine oder der andere
höher gestellt wird, gestalten sich Cultur und Moral veiv
schieden. Der Sivadienst ist es besonders, der jenen
schauerlichen Aberglauben der Selbstquälerei und Selbst-
vernichtung herbeiführt, während der Cultus des Visehnu
überall mildere Sinnesweise begünstigt. Gegenwärtig ist
in lndien bei dem rohen Volke der Sivadienst vorherr-
schend, die alten Dichtungen dagegen sind das Werk
gebildeter Vischnuiten. Diese drei Hauptgötter, Brahma,
Siva und Vischnu, werden auch wohl als eine Dreieinig-
keit, in (lreiköpiiger Gestalt, vereint gedacht. An sie
schliesst sich eine grosse Zahl unterer Götter an ,i von
denen Indra, der Ilerrscher des Firmamentes, die bedeuß
tendste Gestalt ist. Aber auch die heiligen Ströme sind
hochverehrte Götter, die Leidenschaften und Tugenden
sind personifieirt, und die Menschen können sich durch
Weisheit, Frömmigkeit und beharrliche Duldung in dieses
Pantheon aufschwingen. Sogar die Thiere haben ihre
Repräsentanten unter den Himmlischen, der Affe Halm--
mann ist der Waffengenosse des Gottes Rama, die Könige
der Löwen und der Adler sind von mythologischer Be-
deutung, und andere 'l'hiere mindestens Symbole und
göttlicher Verehrung theilhaftig. Endlich fehlt es denn
auch nicht an Dämonen, Rakschaüs, welche zwar vor-
hasst und von den Göttern bekämpft, aber dennoch von