Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

Volk 
und 
Land. 
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die orientalische Unterwürfigkeit der Frauen ihr einen 
abweichenden, wenn auch nicht ungünstigen Charakter 
gäbe, nicht selten an die innige Auffassung der Minne- 
lieder erinnern. Ueberhaupt ist der Sinn für alles Zarte 
empfänglich und neigt sich selbst zum Sentimentalen. 
Diesen Charakter hat namentlich ihr zärtliches Mitgefühl 
mit den Pflanzen. Bei keiner Nation stehen die Blumen 
und Bäume in so hoher Achtung, keine ist so erfinderisch 
in Vergleichung aller nlensehlichen Verhältnisse mit der 
vegetabilisehen Natur; ihre Gedichte sind angefüllt damit, 
unerschöpflich im Reichthume neuer Beziehungen und in 
Aufzählung von Pflanzennamen. Die Verehrung für die 
Thiere ist zwar jetzt mannichfach an abergläubische 
Vorstellungen geknüpft und verliert für uns durch den 
Gedanken, dass sie ihre Mitmenschen niedriger Stämme 
Weniger als die Thiere achten, an seinem Werthe, allein, 
dennoch liegt auch hierin ursprünglich der Beweis eines 
theilnehmenden Sinnes. Auch die grosse Reinlichkeit in 
ihrer äusseren Erscheinung, die Mässigkeit ihres Lebens 
nimmt für sie ein. Berauschende Getränke vermeiden die 
Hindus noch heute, die Kost vder Brahmanen besteht 
meistens in vegetabilischen Stoffen, wenn ihnen auch 
Fleischspeisen nicht gänzlich untersagt sind. Ihre Klei- 
dung sind baumwollene oder linneue, lange, oft weisse 
Gewänder. Wolle und Pelze sind, nicht ohne Rücksicht 
darauf, dass sie von getödteten 'l'hieren herrühren, ver- 
achtet. Den höchsten Beweis eines sanften Charakters 
giebt die grosse und sorgsame Pflege der Künste. Die 
Musik ist zwar jetzt vernachlässigt, aber die Maeedonier 
nrtheilten, dass keine Nation die Tonkunst so sehr liebe, 
als die indische; unter ihren Gottheiten ist. eine eigene 
Göttin der Tonkunst, und ihre ältern Schriften enthalten
	        
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