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Indien.
Einrichtung, dass nach tausendjähriger Unterjochung der
Verfall ihres Volkes noch ynicht grösser geworden ist.
Durch Vermischung oder Verunreinigung oder aus
andern lokalen Gründen sind diese Hauptcasten in man-
che, in verschiedenen Gegenden abweichende Unterab-
theilungen zerfallen. In allen Theilen Indiens giebt es
aber ausserdem Stämme, welche von den Casten ausge-
schlossen und dennoch nicht bloss wie Fremde geduldet,
sondern wie Feinde und Verworfene verabscheuet wer-
den. Diese Puleah, Paria oder Chandalahi) , oder wie
sie sonst in anderen Gegenden heissen, werden weit
unter dem Thiere geachtet. Während die Affen als
Waldgöttei- angebetet werden, und es ein todeswürdiges
Verbrechen ist, einen derselben zu tödten, dürfen diese
unglücklichen Menschen niemals innerhalb gemauerter
Städte oder in der Nachbarschaft offener Flecken und
Dorfschaften wohnen, sondern müssen stets in der Wild-
niss umherziehen, wo sie sich in Gruben oder auf grossen
Bäumen gegen den Angriff der wilden Thiere verbergen.
Die Berührung mit ihnen verunreinigt alles; Wasser
durch ihren Schatten gelaufen, muss erst durch Sonne,
Mond und Wind gereinigt werden. Sie dürfen nicht die-
selbe Luft athmen mit den andern Casten. Wenn sie
dieselben in weiter Ferne auf der Landstrasse ziehen
sehen, müssen sie laut heulen, um zu Warnen; unter-
lassen sie dieses und treffen mit jenen zusammen, so
werden sie ohne Weiteres, wie schädliche Thiere, ge-
tödtet. Nur die unterste Caste tritt _in einigen Verkehr
mit ihnen, aber ohne persönliche Berührung. Schreiend
setzt. der Paria seine geflochtenen Körbe oder was er
sonst zum Austausch anzubieten hat, an die Strasse,
Ritfer
Erdkunde.
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