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Werke und in den andern auf uns gekonnnenen Dramen
linden wir jene Civilisation in ihrer höchsten Verbreitung
mit allen Reizen und Verwickelungen eines solchen Zu-
standes, dabei ein zartes und inniges Gefühl, mit der
Hinneigung zu schwärmerischer Zärtlichkeit, die uns oft
an die romantische Poesie der christlichen Jahrhunderte
erinnert. Wie sehr die dramatische Gattung Lieblings-
gegenstand der Nation wurde, zeigt sich durch die sorg-
fältige, selbst pedantische Ausbildung der Theorie, wenn
gleich die Zahl der erhaltenen Werke nicht grade gross
zu sein scheinti). Von dem Zeitalter des Vicramaditya
und der dramatischen Poesie an fehlen uns wieder_die
nähern geschichtlichen Nachrichten bis zum eilften Jahr-
hundert nach unserer Zeitrechnung, Wo durch die Er-
oberungszüge der Muhamedaner neues Licht entsteht.
YVir finden um diese Zeit Sitte und Civilisation, Reich-
thum und Gewerbfleiss noch Wohl erhalten, und erst seit-
dem mag durch die beständigen Kriege und die Nach-
theile der Fremdherrschaft ein grösserer Verfall einge-
treten sein, der aber auch bis jetzt das Bild der alten
Zeit noch nicht völlig verwischt hat.
Ueber den sittlichen Zustand der heutigen Hindus
sind die Urtheile der Europäer höchst verschieden. Viele
schildern sie als völlig verworfen, in den tiefsten Aber-
glauben versunken, heuchleriseh, habsüehtig, ausschwei-
fend, hartherzig und verweichlicht, ohne Sinn für Wahr-
heit und Recht. Andere sehen sie mit bei weitem gün-
stigerem Auge an, rühmen die Eintracht undlnnigkeit
Interessante Nlittheilungen aus diesen theoretischen Werken,
so wie einige, an Schönheiten eben so sehr als an Sonderbarkeiten
reiche Dramen linden sich in Wilson, Theater der Indus. Uebers.
VVeimar 1828.