106
Indien.
mancher Art, Araber, Juden, Feueranbcter aus Parsis.
und endlich jene syrischen Christengemeinden in den
stillen 'l'hälern der Küste Malabar, wo Glockengelänte
und der Gruss christlicher Milde den europäischen Wan-
derer an seine Heimath erinnert, welche als ihren Begrün-
der den Apostel Thomas nennen, und in ihrer Entlegenheit
die einfachen Formen der ersten Christen erhalten haben.
Rechnet man nun endlich die Europäer hinzu, die Britten,
Franzosen, Portugiesen, Holländer und Dänen, Welche
sich hier angesiedelt haben, so hat man in Indien ein
Pantheon aller Völker und besonders aller Religionen;
das I-Ieidenthum in unzähligen Abstufungen, den rohesten
Fetischdienst und den poetisch bevölkerten Olymp des
Polytheismus, die dualistische Lehre Zoroasters, den
Monotheismus der Juden und Muhamedaner, und endlich
Christen von allen Confessionen. Wenn es wahr ist,
wie man wohl vermuthet hat, dass hier der Ursprung
aller höhern Lehren sei, so sind sie zu ihrer Quelle, die
Ausgewanderten zu ihrer ersten Heimath zurückgekehrt.
Die Geschichte der Hindus, derjenigen Bewohner
des Landes, mit denen wir uns hier zu beschäftigen
haben, ist dunkel. Wenn sie, wie man vermuthet, aus
dem Norden, etwa aus den Gebirgen von Kaschenlir,
eingewandert sind, so fällt dieses in eine durchaus vor-
historische Zeit. Aber auch für ihre ferneren Schicksale
im Lande selbst, fehlt es an einer genaueren Nachricht,
da sie selbst nur fabelhafte Priesterlegenden und Königs-
genealogieen von unglaublicher chronologischer Ausdeh-
nung besitzen. Wir sind daher auf die vereinzelten Mo-
mente, in welchen sie mit westlichen Völkern in Berüh-
rung" kamen, und auf Schlüsse, welche aus ihrerSpn-avllc,
Lilleratur und Kunst gezogen werden können.