Charakter
des
Volkes.
Ein völlig entsprechendes Bild der grössten Mannig-
faltigkeit, der Mischung des Edelsten und Verächtlichsten
bietet die heutige Bevölkerung dieses weit ausgedehn-
ten Landes dar. VVenil die historische Ueberlieferung
hier, wie bei allen Asiaten, unsicher ist , so zeigt dafür
die Gegenwart in den verschiedenen Völkerstämmen,
die das Land gemischt bewohnen, die Erscheinungen
entfernter Jahrhunderte nebeneinander, gleichsam die
Geschichte, aus dem Zeitlichen in den Raum versetzt.
Den Hauptkern der Bevölkerung bilden zwar die Hindu s,
wie wir sie nennen, das Volk des Brahma, aber wenn
wir nicht schon in ihren verschiedenen Casten verschie-
dene Völker erkennen wollen, welche durch Lehre oder
Sieg sich übereinander erhoben, so giebt es jedenfalls in
den Plochgebirgen und den unzugänglichen Wäldern noch
Völkerstänlme, welche sich nicht bloss durch den Man-
gel an Cultur und durch rohen Fetischdicnst, sondern
auch durch abweichende Körperbildung und Farbe als
die Abkömmlinge einer ältern Population, als Aboriginer
des Landes, zu erkennen geben. Dahin gehören jene
schmutzigen und wilden Gonds im Norden desDekan,
welche kaum Ideen vom höchsten Wesen haben, Echo und
Flüsse anbeten, dahin ferner in den Nil-gherri-gebirgen
des Südens das schöne und einfache Hirterivolk der
Tuda. Ebenso hat sich aber eine jüngere Völkersehieht,
die mongoliseh-nruhamedanische, fast über das ganze In-
dien gelagert, dünner zwar wie die der Hindus, aber doch
zahlreich, und in sich selbst, nach den vielfältig wieder-
holten Eroberungszügen von fünf bis sechs Jahrhunderten
nlannigfach abgestuft. Daneben bestehen noch Colonieen