Volk
und
Land
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Arbeitsaixikeit anreizend. Ein solches Land erfordert
Klugheit und 'l'hätig-keit, es befördert daher die Entwicke-
lung der untergeordneten Geistes- und Körperkräfte; die
künstliche Befriedigung der Bedürfnisse erzeugt. bald
einen conventionellen Zustand und den Hoehmuth, der
auf Anderes und Freieres mitleidig herabsieht. Diese
Einseitigkeit tritt noch schroffer hervor durch den Gegen-
satz des benachbarten Hoehlandes, das sich rauh und
unfruchtbar über die Niederung erhebt, und dessen wilde
Söhne, zwar als Sieger stets von Neuem über die ver-
weichlichten Flussbewohner herfielen, aber eben so oft
von ihrer höhern Cultur gebändigt und ihnen gleich ge-
macht wurden. In diesem Lande conventioneller V erstan-
desbildung konnten alle tieferen Ideen nicht Wurzel fassen.
Die Philosophie der Chinesen besteht nur aus zieinlich
äusserlichen Vorschriften des sittlichen und körperlichen
WVohlverhaltens; die Religion ist lau, verwandte Sekten
"mischen sich ohne innere Berührung. Der 'l'rieb zur
Kunst bringt hier nur, ohne höhere Richtung, Werke
äusserer Künstliehkeit hervor. Die interessante Betrach-
tung dieser Erscheinung gehört daher der Völkerkunde,
nicht der Kunstgeschichte an, und selbst für die Geschichte
der Cultur im weitem Sinne des Wortes ist sie nicht
unerlässlich, Weil diese gewerbliche und sinnliche Civi-
lisation, abgeschlossen und egoistisch, ohne sichtbare
Einwirkung auf die übrigen Völker blieb.
In jeder Hinsicht ist Indien der Gegensatz von China.
NVenn auch entlegen, durch weite Räume von Europa
getrennt, steht es , so weit die Geschichte reicht, in
einem innern Verhältnisse zu den westlichen Völkern.
Reizende Sagen knüplbn sich an den Namen Indiens,
u-wrisen (laraui" hin als auf ein Land der VVunder,
und
des