Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Einleitung. 
men, dann brechen plötzlich, wie die Knospen des Früh- 
lings, die Regungen der Kunst hervor, und zwar in dem 
Kunstgebiete, welches dem Volksgeiste am Nächsten 
entspricht; diese Kunstgatturlg bildet sich rasch und in 
steter Consequenz aus, erreicht ihre höchste-Blüthe, und hält 
sich eine Zeitlang in derselben. In der Zwischenzeit sind 
dann auch die Keime einer andern Kunst hervorgebrochen, 
haben sich weiter entwickelt und nehmen nun, während 
jene erste schon abzublühen, ihre schönste Eigenthümlich- 
keit zu verlieren anfängt, die erste Stelle ein. Andere Kunst- 
richtungen folgen, entfalten sich und ermatten, bis endlich 
mit dem Volke selbst, und als Vorbote seines völligen Unter- 
ganges seine künstlerische Kraft überhaupt altert, farblose 
Blüthen hervorbringt und endlich völlig verschwindet. 
 Die Reihefolge der einzelnen Künste bestimmt sich 
durch das Naturelement des Stoffes, dem sie angehören; 
je mehr dieser ein harter, von der Mitte des menschlichen 
Daseins entfernter ist, desto später reifen sie. In der 
vorbereitenden Zeit regen sich die drei Hauptrichtungerl 
der Künste, die Poesie, Musik und die bildende Kunst; 
aber alle drei noch lehrhaft, symbolisch, ungetrennt von 
den Zwecken der sinnlichen Wirklichkeit. Zuerst tritt 
dann gewöhnlich und mit seltenen Ausnahmen, die Poesie 
als wahrhafte Kunst hervor; 'in der Erscheinung mensch- 
licher Islandlungen und Schicksale verstehen wir am 
Leichtesten das Gepräge des göttlichen Geistes. Sie ist 
zunächst episch, weniger den Einzelnen als das Ganze 
behandelnd, auch mehr durch den gemeinsamen Verkehr 
des Volkes als durch die Eriindung eines bestimmten 
Dichters hervorgebracht.  
 Sie _bedient sich der Musik als einer untergeordneten 
Begleiterin, die sie aber auch, je mehr sieh das Geistige
	        
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