Volltext: Geschichte der bildenden Künste bei den Alten: Die Völker des Orients (Bd. 1 = [1], Bd. 1)

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Einleitung. 
wickelung des menschlichen Geistes. Denn das Schöne 
selbst, das Ziel der Kunst ist nichts anderes, als die 
möglichst vollendete Darstellung' des menschlichen We- 
sens, und scheint daher mit der allgemeinen Aufgabe 
der Menschheit, deren Lösung nach eingebornem Triebe 
alle Völker, jedes nach seiner WVeise, erstreben, über- 
einzukonnnen. Es scheint, sage ich; denn wer möchte 
behaupten; dass es wirklich so sei, dass das letzte Ziel 
der Menschheit wirklich völlig mit der höchsten Befrie- 
digung des Schönheitssinnes zusammen falle!  Die 
Schönheit beruht auf dem Einklange des Geistigen und 
Körperlichen; der Fortschritt der Menschheit, vom Sinn- 
liehen ausgehend, ist stets auf der geistigen Seite. Vor- 
übergehende Störungen der bereits erlangten Harmonie 
durch eine einseitig vorherrschende Geistigkeit werden 
dann zwar, wenn auch nicht für das einzelne Volk, so 
doch durch ein anderes, nachfolgendes mithin für die 
Menschheit im Ganzen überwunden; die natürliche Seite 
macht sich später-hin wieder geltend und das Gleichge- 
wicht wird Verhältnissmässig wieder hergestellt. Allein 
es fragt sich, ob diese wiedererlangte Harmonie ganz 
die Vollendung der früher besessenen habe, ob im Ent- 
wickelungsgange der Menschheit, von vorherrschender 
Sinnlichkeit zum Gleichmaasse und über dasselbe hinaus, 
das letzte Ziel nicht jenseits, nach der geistigen Seite 
hin liege, 0h der höchsten geistigen Stufe menschlicher 
Bildung auch die Kunst im vollesten Maasse vergönnt 
sei, und 0b die höchste Harmonie, deren Vorbild die 
Kunst gewesen, in den Gränzen des irdischen Daseins 
ihre Stelle finde. Indessen sind dies Fragen, welche die 
Geschichte nur anregen, nicht auflösen kann, und welche 
daher auch hier nur zu berühren waren. Es genügt uns
	        
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