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Einleitung.
Werk schöpferischer Phantasie, sondern eine Mischung
verständiger Lehren und roher Anschauungen, die Musik
mit Wilden N aturlauten _gemischt. Eines trübt das Andere,
wie in der Wirklichkeit; der Geist der Sonderung und
Wahrheit ist noch nicht über sie gekommen. Bei andern
Völkern ist die freie Entwickelung des Kunsttriebes
durch eine Einseitigkeit des Geistes unterdrückt, indem
sie das Geistige ausserhalb des Körperlichen suchen
zu müssen glauben. Diese üben dann nur die Kunstzweige
in welchen das Geistige vorzuherrschen scheint, weil
sie keine unmittelbaren Darstellungen aus der äussern
Natur geben, also Poesie, Musik und Architektur, wäh-
rend sie sich der übrigen bildenden Künste enthalten.
Es ist hier also eine scheinbare Uebersinnlichkeit, mit
welcher aber, Weil man das Geistige in. der Natur
nicht anerkennt, ein praktischer Materialismus nothwen-
dig verbunden ist. Bei diesen Völkern ist der egoistische
einseitige Verstand, bei jenen die ungeordnete Phantasie
vorwaltend, beiden fehlt das rechte Maass und die
schöne Vereinigung beider Grundkräfte. Wir finden daher
zwar bei den Völkern beider Klassen einzelne Kunst-
"leistungen, aber nicht eine völlig entwickelte Kunst und
nochweniger das volle Bewusstsein ihrer Bedeutung.
Wir sehen, das Bedürfniss der Kunst ist zwar ein all-
gemeines der Menschheit, aber es gehört nicht der
äusseren N othwendigkeit an; in seiner Klarheit wird es
erst empfunden, wenn dem Materiellen genügt ist, und
seine volle Befriedigung gelingt nur den edelsten und
begabtesten Völkern.
rAuch in Beziehung auf die Kunst ist die Geschichte
der Menschheit ein zusammenhängendes Ganze, auch
hier überliefert das eine Volk dem andern das, was es