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Einleitung.
zu fassen, die Harmonie, in der Beziehung, welche durch
den Gegensatz jener beiden Völker heraus gehoben war,
wieder herzustellen und sich an der 'l'0talität des mensch-
liehen Wesens zu erfreuen. Diese Herstellung wird aber
wieder beschränkt durch die Richtung der vorhergegan-
genen Völker, indem der Zwiespalt, Welcher sie beschäf-
tigte, aufgehoben ist, wird man sich erst anderer wich-
tiger, durch sie vernachlässigter Beziehungen bewusst.
Für diese bedarf es daher einer neuen Durcharbeitung
der Elemente, und andere Völker sind berufen; denselben
Prozess gegenseitiger Einseitigkeit und" Vermittelung
auf einer höheren Stufe zu wiederholen. Das Ziel dieses
Entwickelungsganges anzugeben, liegt ausserhalb der
Gränzen menschlicher Wissenschaft, aber die Wahrneh-
mung desselben giebt uns die beruhigende Ueberzeugung,
dass unsere Schicksale nicht das Spiel blinder Kräfte
sind, sondern dass eine höhere Ordnung mit Nothwen-
digkeit unsere Zukunft leitet.
Während so die Menschheit als eine werdende, un-
vollendete erscheint, zeigt sie doch wieder auf jeder
Stufe und in jedem Volke sich ganz, in: allen ihren
wesentlichen Zügen, nur freilich nicht mit gleicher Ent-
wickelung von allen. Der Geist ist überall Totalität,
keines seiner Glieder darf ihm fehlen; der Geist eines
Volkes hat diese Vollständigkeit in höherm Maasse wie
der Einzelne, weil er mit grösserenKräften wirkt, der
Zufälligkeit und Schwäche weniger unterworfen ist. Nicht
bloss die sinnliche Seite des Daseins, die Regelung und
Befriedigung der äusseren Bedürfnisse kann niemals feh-
len, sondern es bildet sich auch, wo überall nur die
Gränze der äussersten Rohheit überschritten ist, ein
System geistiger Lehre, welcher nothwendig die Religion,