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Malerei des XV. Jahrhunderts.
Florentiner.
a Sein schönstes Werk: das eine der beiden Rundbilder (Madonnen
mitEngeln) in den Ufiizien, mit wundervollen Engelköpfen, ein Juwel
an Ausführung; ebenda sein besteomponirtes Historienbild, eine An-
betung der Könige, in den edeln Gewandmotiven dem Besten seines
Lehrers nahe stehend, eine merkwürdige Parallele zu llandrischen Bil-
dern desselben Inhaltes; dann zwei kleine Geschichten der Judith und
die bekannte, so oft gemalte Allegorie des Apelles von der Verliium-
dung, Gegenstände zu deren hcroischem und idealem Gehalt der hier
Wunderlich manierirte Realismus nicht ausreiehte; endlich aber die
auf einer Muschel über die Fluth schwebende Venus; hiefür studirte
Sanclro und brachte nicht bloss einen ganz schönen Act, sondern auch
einen höchst angenehmen, miihrchenhaften Eindruck hervor, der sich
h dem mythologischen unvermerkt substituirt. In der Academie: (Sala
delle Esposizioni) der Venusgarten oder wie man das Bild benennen
will; in den Formen der nackten Figuren wiederum realistisch un-
rein; sodann (im grossen Saal) eine grosse Krönung Mariä. mit
vier Heiligen, zum Theil gering, bunt und selbst roh; viel werth-
voller die Madonna. mit vier Engeln und sechs Heiligen, eines jener
grossen Prachtbilder, in welchen das XV. Jahrh. das Himmlische in
eine irdisch-wirkliche, aber noch immer feierliche und würdevolle Hof-
haltung umdeutet; die Engel heben nicht nur den Vorhang auf, son-
dern sie hängen ihn auch sorgsam an die Pfosten der Architektur.
v Einiges im Pal. Pitti, Pal. Oorsini u. a. a. O.-In'Ognissanti, rechts,
d der S. Augustin, Gegenstück zu Ghirlandajds Hieronymus.
Filippino Lippi (1460-1505) Filippois Sohn und Sandrtfs
Schüler, den er an Geist, Phantasie und Schönheitssinn beträchtlich
iibertriift. Wie er aus Sandro hervorwiichst, zeigt am besten die
e grosse thronende Madonna mit vier Heiligen in den Uffizien (1485).
Ebenda: eine ügurenreiche Anbetung der Könige, allerdings neben der
vielleicht gleichzeitigen des Lionardo im Nachtheil, auch nicht ohne
die Schattenseiten der spätem Werke Filippinirs (bunte Überfüllung,
schwere Wulstige Gewandung), aber im Ausdruck des scheuen Heran-
nahcns, der anbetenden Huldigung ungemein schön. (Der kleine
S. Hieronymus in der Nische sitzend, ebenda, als „Filippo L." be-
fnannt, ist eher von Filippino.) Sein bestes Tafelbild, in der Badia,
Cap. links von der Thür, S. Bernhard, den die Madonna mit Engeln