Lippo LlpPl-
Sandro.
801
das Ohristuskind durchgängig sehr schön gebildet. In Prato: im Refecto- a
rium von S. Domenico: eine Geburt Christi mit S. Michael und S. Tho-
mas Aq.; im Pal. del Commune: Madonna della Cintola und eineb
Predella, in einem dunkeln Raum aufgestellt. Zu Florenz, in der
Academie: herrliche Madonna mit vier Heiligen, alle unter einer Ar- c
chitektur, für die Gewandung sein schönstes Tafelbild; ebenda: die
grosse Krönung Mariä, spät, wie sein eigenes Greisenbildniss und die
gedämpfte, aber ganz klare Farbe beweist; als überfüllt wirkend, weil
der Gegenstand eine Glorie in einen irdisch greifbaren Raum
übertragen ist; dabei reich an wesentlich neuem Leben; dazu die
schöne Predella. Ufiizien: zwei Engel heben der Madonna das nachd
ihr verlangende Kind entgegen; sie zögert betend. Pal. Pitti: grossese
Rundbild der sitzenden Madonna (Kniestiick); hinten die Wochenstube
der Elisabeth und die Visitation; ein Thema, das recht dazu einlud, die
früher durch Goldstiibe zu Einzelscenen getrennten Vorgänge zu Einem
Bilde zu verschmelzen, den Hausailtar zum häuslichen Gemälde um-
zubilden. -Ä Pal. Corsini: Mehreres. Im linken Querschiff vonf
S. Spirito, vierter A1t., eine Trinität mit S. Catharina und S. Magdalena g
(angeblich peruginische Schule); in S. Lucia. de' magnoli, ersterh
Alt. links, eine Verkündigung; -im linken Querschiff von S. Lorenzo,i
Cap. links, eine Verkündigung g- in S. Micchele zu Lucca, rechts, k
Madonna mit vier Heiligen; in der Academie zu Pisa: Madonna!
mit zwei Engeln und vier Heiligen etc.
Sandro Botticelli (1447-1515), Filippds Schüler, ist im
Verhältniss zu dem, was er gewollt hat, nirgends ganz durchgebildet.
Er liebte, das Leben und den Aifect in einer selbst stürmischen Be-
wegnng auszudrücken und malte eine oft ungeschickte Hast. Er
strebte nach einem Schönheitsideal und blieb bei einem stets wieder-
kehrenden, von Weitem kenntlichen Kopftypus stehen, den er hie und
da. äusserst liebenswürdig, oft aber ganz roh und leblos reproducirt.
(Es ist nicht der Kopf der bella Simonetta, wenn das Proiilbild im
Pal. Pitti, Sala di Prometeo, dieses Mädchen wirklich vorstellt.) Unterm
den Florentinern ist S. einer der friihsten, welche der mythologischen
und allegorischen Profanmalerei im Sinne der Renaissance eine dauernde
Hingebung bewiesen haben.
B. Cicerone. 51