Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

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Malerei des XV. Jahrhunderts. 
ziehungen erinnert; zieht man diese geflissentlich und principiell in 
die Kunst hinein, wie damals geschah, so wird das Bild nicht mehr 
fromm erscheinen. Man rechne nur der Kunst nach, wie Wenige 
Mittel sie hat, um direct auf die Andacht zu wirken; sie kann hohe 
Ruhe und Milde, sie kann Eingebung und Sehnsucht, Demuth und 
Trauer in Köpfen und Geberden schildern  lauter Elemente die ohne- 
hin dem allgemein Menschlichen angehören und nicht auf die christ- 
liche Gefühlswelt beschränkt sind, die aber allerdings im christlichen 
Gemüth eine christliche Andacht wecken, so lange dasselbe nicht ge- 
stört wird durch Zuthaten, so lange ihm von den neutralen, jenes Aus- 
druckes nicht fähigen Theilen der Nlensehengestalt und von der äussern 
Umgebung nur ädas Nothwendige mitgegeben wird. Sehr wesentlich 
ist hiebei jene allgemeine Feierlichkeit der Gewandung, welche schon 
durch ihren Contrast mit der Zeittracht, durch ihre Stofflosigkeit (die 
Weder Sammt noch Seide unterscheiden will) und noch mehr durch 
eine geheimnissvolle Ideenassociation die wir nicht weiter verfolgen 
können, den Eindruck des mehr als Zeitlichen und Irdischen ver- 
stärken hilft. 
Jetzt beginnt dagegen" ein begeistertes Studium des Nackten und 
der menschlichen Gestalt und Bewegung überhaupt; auch im Wurf 
der Gewänder will man den einzelnen Menschen und den gegebenen 
Moment charakterisiren; die einzelnen Stoffe werden dargestellt, in 
Staffeleibildern sogar mit unerreichbarem Raffinement; die möglichst 
reiche Abwechselung der Charaktere und die malerischen C-ontraste 
der handelnden Personen werden zum wesentlichen Princip, sodass 
abgesehen vom kirchlichen sogar der dramatische Eindruck unter der 
Überfülle leidet. Endlich bildet sich ein ganz neues Raumgefühl aus; 
wenn die Maler des XIV. Jahrh. die gegebenen Mauerflächen so viel 
als möglich mit menschlichen Gestalten ausfüllteu, so entwickelt sich 
jetzt die Thatsache, daSlFHGeSchehen", bequem in weiten Räumen, so 
dass Nähe und Entfernung, Vor- und Rückwärtstreten als wesentliche 
Mittel der Verdeutlichung dienen können;  wenn das XIV. Jahrh. 
die Örtlichkeiten nur andeutete soweit sie zum Verständniss unent- 
behrlich waren, so wird jetzt eine wirkliche Landschaft und eine 
wirkliche Architektur mehr oder weniger perspectivisch abgeschildert.
	        
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