780
Malerei des germanischen Styles.
Bologna.
Ugolino da. Siena. ist, dem oben (S. 752, 1) genannten Madon-
nenbild zufolge, in seinem Styl eher ein Florentiner. Das berühmte
asilberne Reliquiarium, mit zwölf Emailbiidern, die Geschichte des
Fronleichnamsfestes enthaltend (Santo Corporale), im Dom von Or-
vieto, für welches ein Ugolino Vieri (1338) genannt wird, kenne ich nur
b aus Abbildungen; die Ohorfi-esken desselben Domes, von Ugolino di
Prete Ilario, habe ich nur flüchtig gesehen; sie scheinen wiederum
eher florentiniseh als sienesisch. Ob die drei Maler identisch sind,
weiss ich nicht zu ermitteln.
Nach der Aufzählung dessen, was durch Giotto selbst und lmter
seinem nähern, zum Theil unmittelbaren Einfluss zu Stande kam, ge-
hen wir über zur Betrachtung der entferntern Wellenschläge, durch
welche Er die damalige italienische Kunst bis weit hinaus bewegt.
Sehr wahrscheinlich waren zu seiner Zeit mehrere Localschulen auf
einer ähnlichen Bahn wie die seinige; die Zeit, die Ihn reifte, wirkte
auch auf sie; allein nur um so unvermcidlicher mussten sie dann unter
seine Botmässigkeit gerathen, hier mehr dort weniger. Er hatte von
Padua bis Neapel und Westlich bis Avignon an so vielen Orten grosse
Denkmäler hinterlassen, dass man seine Neuerung überall kannte und
sich danach achten konnte; rechnet man noch die Werke seiner Schule
hinzu, so war in ganz Italien keine künstlerische Potenz mehr vor-
banden, die sich dieser Masse des Grossen und Neuen gänzlich hätte
erwehren können. Scheinbar selbständig blieben nur die Unfähigen.
Unter den Oberitalienern mussten die B olognesen der ganzen
Einwirkung von der florentinischen Schule aus am unfehlbarsten aus-
gesetzt sein. Aber ihre malerische Thäitigkeit und Fähigkeit ist im
XIV. Jahrh. erstaunlich lahm und geringfügig. Der älteste von ihnen,
Vitale, ein Zeitgenosse Giotto's ist wenigstens in einem Bilde der
cPinacoteca zu Bologna. (1320, thronende Maria. mit zwei Engeln) siiss
und holdselig auf sienesische Weise, sodass man an Duecio erinnert
wird. Die Übrigen, halbgiottesken, sind in ihren Tafelbildern meist
so gering, dass in Florenz von ihnen nicht die Rede sein würde.