778
Malerei des germanischen Styles.
Schule von Siena.
zelnen aber von einer Schönheit, nach welcher die Florentiner nicht
einmal gestrebt hätten. Von seinem Schüler Lippe Memmi besitzt
a Siena wenigstens noch ein sicheres Madonnenbild in der Kirche della.
Concezione oder ai Servi (im rechten QnerschiH, über der Thiir zum
bSacristeigang); das grosse Altarwerk in der Academie (erster Raum)
gehört ihm nur nach Vermuthung. Sonst giebt die Sammlung der
Academie von Siena (erster bis dritter Raum) eine Übersicht der dor-
tigen Malerei des XIV. Jahrh, die im Ganzen einen merkwürdigen
Stillstand beurkundet, eine ungesunde Befangenheit in der einmal an-
genommen Gesiehtsbildung und in einzelnen byzantinischen Manieren
(aufgesetzte helle Lichter, Praehtmuster der Gewänder und der Gründe,
grüne, vielleicht nur durch Verderbniss einer lllineralfarhe so gewor-
dene Fleischschattcn u. s. w.)
Die einzelnen Kiinstlereharnktere müssen dem Studium an Ort
und Stelle überlassen bleiben, da. wir es nicht mit den Zuriickgeblie-
benen, sondern mit den Vonvärtsstrebenden zu thun haben. Unver-
meidlich drang von Florenz und von dem übrigen Italien aus die all-
verbreitete, zum Gemeingut der Nation gewordene Erzählungsweise
Giotto's auch nach Siena; Ambrogio Lorenzetti malte in der
cSala. delle balestre des Palazzo pubblico auch jene grosse symbolische
Composition in giottesker Art, die Folgen des guten und des schlech-
ten Regimentes ; mit seinem Bruder Pietro schuf er sogar im Campo-
santo zu Pisa jenes grosse, an guten Einzelheiten so reiche Fresco
der Einsiedler in der Thebais; allein hier wie in den Tafelbildem der
Schule macht das historisch Erzählende in Composition und Zeich-
nung doch einen Wesentlich seeundären Eindruck. Die chronicalisch
dkindlichen, braun in braun gemalten Kriegsbilder in der Sala. del cou-
siglio, welche man dem Ambrogio vielleicht mit Unrecht zuschreiht,
mögen ganz ausser Rechnung bleiben; ihr sachliches Interesse ist
indess nicht gering! Von dem Besten dieser Reihe, Berna da.
Siena, enthält die Vaterstadt gerade nichts Nennenswerthes; die
estark übermalten Fresken am Tabernnkel des Lateraws in Rom schei-
nen ehemals sehr amnuthig gewesen zu sein; auch seine Arbeiten in
fder Cathedrale von S. Gimignano werden gerühmt. Immer wird man
bei dieser Schule die reinen Andaehtsbilder vorziehen; so giebt z. B.
gein Altarwerk von Pietro Lorenzetti (Acad., erster Raum) wenigstens