Das Übersinnliche.
Glorien.
Symbolik.
767
Kein Etfect des Lichtes und des Raumes könnte den echten, gross-
artigen Charakter dieser Theophanio irgend erhöhen.
Oder (ebenda) Maria Himmelfahrt, von Symone: drei Engel aufs
jeder Seite, und zwei stärkere, männliche Engel unten tragen und
halten den Rand der Mandorla, liu Welcher die Jungfrau ihrem Sohn
entgegenschwebt. Glaubt man ihr nicht viel eher, dass sie wirklich
schwebe und ein iibcrirdisches Dasein habe als jenen zahlreichen Ma-
donnen der letzten Jahrhunderte auf den mit zerstreuten Engeln be-
siieten Vvolkenhaufen, mit Lichteffect und Untcnsicht? Das Schweben
wird aber überdiess in der Schule Giotto's nicht selten so anmuthig
und feierlich dargestellt, dass man die vollendete Kunstepoche vor
sich zu haben glaubt. Es sind in Orcagnais Wcltgerieht zwei Engehh
die bis auf Rafael schwerlich mehr ihres Gleichen haben.
Ausser den biblischen und legendarischen Stoffen erging sich aber
die Schule noch in freien, grossen symbolisch-allegorischen
Bildern und Bilderkreisen. Sie hing dabei, wie oben bei Anlass der
Sculptui- (S. 572) angedeutet wurde, von einer gelehrt literarischen
und poetischen Bildung ab, welche der stärkere Theil und durch einen
Genius wie Dante repräsentirt war. Schon bei dem grosscn Dichter
aber darf man sich wohl fragen, ob er durch seine Symbolik oder
trotz derselben gross ist. Dieselbe war nicht durch und mit Dichtung
und Kunst entstanden wie im Alterthum, sondern Dichtung und Kunst
mussten sich ihr bequemen. Bei Dante freilich liegt Alles untrennbar
durch und in einander; er ist ebensosehr Gelehrter und 'l'hcolog als
Dichter. Der Künstler dagegen War hier auf etwas ausser seiner
Sphäre liegendes angewiesen, er musste dienen, und that es mit hei-
ligem Ernst. XVir aber sind nicht verpflichtet, die Empfindungsxivcise
einer zwar strebenden, aber doch nicht harmonischen Zeit und noch
viel weniger ihre zu einer wunderlichen Encyclopädie geordneten
Bildungselemente zur Norm für uns selber zu machen; vielmehr muss
hier neben dem Ewigen, das jene Kunst schuf und dem wir ganz
folgen können, auch das Vergängliche und Befangene anerkannt werden.
Die Allegorie ist zunächst die Darstellung eines abstraeten
Begriffes in menschlicher Gestalt. Um kenntlich zu sein, muss sie in
Charakter und Attributen diesem Begriff möglichst zu entsprechen
suchen; nicht immer kann man durch eine Beischrift nachhelfen. Ich