Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

Das höhere Pathos. 765 
halten; zugleich malerisch eine vorzügliche Oomposition.  An ein- 
fachern Aufgaben zeigt z. B. in der Sacristei von S. Miniato bei Florenz a 
Spinello seine herbe Grösse, Es sind die oft gemalten Geschichten des 
heil. Benedict, hier auf ihren einfachsten Ausdruck zurückgeführt- 
Macht und ruhige Autorität liessen sich kaum treffender darstellen, 
als hier in Geberde und Gestalt des heiligen Abtes durchweg ge- 
schieht; auch die Verführung und die Busse des jungen 131511011651 die 
Demüthigung des Gothcnkönigs, die Gruppe der Mönche um den vom 
Teufel in Besitz genommenen Stein gehören zu den geistvollstexl Ge- 
danken der ilorent. Schule. Vieles Andere ist dagegen flüchtig gedacht 
und roh gegeben. (Überdicss beträchtlich iibermalt)" 
Je nach der Aufgabe erschöpfen diese Maler bisweilen das Mög- 
liche in edler und geistvoller Äusserung der Seelenbewegung. 
Ich glaube nicht, dass die Scene des Auferstandeucn der seine Wund- 
male zeigt, jemals wieder so vollkommen gedacht worden ist als in 
der nur stückweise erhaltenen Gruppe des Buffalmaco (Camposanto).b 
Statt des einen Thomas sind es mehrere Jünger, die den Auferstan- 
denen Wieder erkennen und seine Wundenrverehrend, aubetend, voll 
zärtlicher Theihxahme betrachten; zugleich bilden sie eine der schönst- 
geordneten Gruppen der Schule. (Man vergleiche damit Guereindsß 
trefflich gemaltes und dabei so roh empfundenes Bild in der vatican. 
Galerie.) Auch in der zunächst folgenden Himmelfahrt hat die stärkste 
Übcrmahlng die schönen alten Gedanken nicht gänzlich zerstören kön- 
nen: noch sind die Apostel kenntlich getheilt zwischen Augenblendung, 
Erstaunen, Betheurung und hingebender Anbetung. Wenn man aber 
Wissen will, mit wie wenigem sich ein grosser, für jene Zeit erschüt- 
ternder Eindruck hervorbringen liess, so betrachte man in der Inco-d 
ronata zu Neapel das „Sacrament der Busse"; fast entsetzt wendet 
sich der Priester von der beichtenden Frau ab, während die Büsser 
verhüllt und gebückt von dannen ziehen. Überhaunt ist die Incoronata 
in dieser Beziehung durchgängig eines der Wichtigsten Denkmäler. 
Die Darstellung des Himmlischen, Heiligen, Übersinn- 
lichen hat noch ganz dieselbe Grundlage wie zur byzantinischen 
Zeit; in symmetrischer Gruppirung iuid Haltung, ganz ernst und ruhig 
ragt es in die irdischen Vorgänge herab, als etwas sich von selbst 
Verstehendcs, dem noch der volle, auch apokalyptische Glaube ent-
	        
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