Giottow Erzählungsweise. Die Assistenz. 763
höher und geistiger gegriffen als bei Vielen der Grössten unter 811811
die nach ihm kamen.
Was hier an einem monumentalen Werke ersten Ranges gross
erscheint, ist es nicht minder an den kleinen, fast skizzenhaften Ge-R
schichten Christi in der Acad. von Florenz. (Sie stammen nebst den
als Parallele behandelten Geschichten des heil. Franciscus von den
Saeristeischriinken von S. Croee her; von den ehemals 2G fehlen 6.)
Auch hier wird man die prägnanteste Erzählung in den geistvollsten
Zügen antreffen. (Zu vergleichen mit der Pforte des Andrea. Pisano,
s. 573, a.)
Mit der Intention, diese unsterblichen Gedanken zu finden, muss
der Bcschauer an Giotto's Schöpfungen herantreten. Die Schule hat sie
von ilun ererbt und weiter verwerthet. Wo sie aber mit einer so glor-
reichen Unmittelbarkeit zu uns reden wie z. B. in den eben genannten
Werken und in dem Abendmahl des Refectoriums von S. Croce, da
fühlen wir uns in Gegenwart des Meisters selbst.
Die Anwesenden, welche ausser den Handelnden die ein-
zelnen Scenen beleben, sind keine miissigen Fiillfiguren, wie sie die
spätere Kunst oft ausrein malerischer Absicht, um das Auge zu
vergnügen hinzugethan hat, sondern immer wesentliche Mittel der Ver-
deutlichung, Reflexe, ohne welche die Handlung weniger sprechend
wäre. Man sehe in der Cap. Pcruzzi zu S. Crocc die Auferstehungh
eines Ilciligen (von Giotto?); hier wird das Wunder erst wirklich
durch das mit voller dramatischer Grösse gegebene Verhalten der
entsetzten und erstaunten Zuschauer. Gegenüber, in der Geschichte
des Täufers, erhält die Scene, wo sein Haupt gebracht wird, ihre
ganze Gewalt erst durch die beiden Zuschauer, die sich voll inneru
Grauens aneinanderschliessen. Hundert anderer Beispiele zu ge-
schweigen.
Bisweilen treten auch einzelne Figuren und Gruppen aus der
Handlung heraus, indem sie nur dazu bestimmt sind, eine Örtlichkeit
oder Existenz zu vcrsinnlichen; im Grunde sind es reine G enrefigll-
ren. S0 der Fischer in Giotto's Navicella (Vorhalle von S. Peter),c
obschon man diesen auch als symbolisches Gegenbild zu dem rechts
stehenden Christus auffassen kann; eine ganze Fiseherscene bci An-d
tonio Veneziano (Camposanto, Gesch. des heil. Ranieri) u. dgl. m.