Oimabue. 74.5
In die Zeit der Crisis, Welche sich an diesem Denkmal verewigt,
fiel nun die Jugend des Florentiners Cimabu e (1240? bis nach 1300).
VW einem durchgehenden Gegensatz gegen die Byzantiner ist gerade
bei ihm am Wenigsten die Rede; noch in seinem letzten grossen Werk, a
dem Christus zwischen Maria und Johannes d. T. in der Halbkuppel
des Domchores von Pisa, fügte er sich fast ganz der gewohnten Auf-
fassung. Allein innerhalb dieser Schranken fängt Schönheit und Leben
sich zu regen an. Seine zwei grossen Madonnenbilder machten
EPoche in der christlichen Kunst. Das eine, jetzt in der Academieb
Zu Florenz, erreicht zwar in der freien und geschickten Schiebuug der
Hallptüguren nicht einmal den Guido von Siena, aber es zeigt haupt-
sächlich in den Köpfen der Enge], dass der Meister von: den Ursachen
und Elementen menschlicher Anrnuth schon einhklares Bewusstsein
hatte. Das andere, in S. Maria novella (Cap. Ruccellai, am rechtenc
Querschiif) ist ungleich vorzüglicher und unbefangener; hier erwacht
bereits ein eigentlicher Natursinn, der sich mit conventioneller Be-
zeichnung eines abgeschlossenen Kreises von Dingen nie mehr zu-
frieden geben wird. Aber sein ganzes Können offenbarte G. erst
in den Fresken der Oberkirche S. Francesco zu Assisi. Leider sindd
dieselben sehr zerstört, so dass jedes einzelne Bild eine besondere
Anstrengung der Phantasie verlangt. Der erste und letzte genauere
Berichterstatter (Carl "Witte, im Kunstblatt 1821, Nr. 40-46) muss
sie noch in besserm Zustande gesehen haben. Er unterscheidet: 1) Ano-
nyme Malereien byzantinischen Styles (Welchem sie indess nach sei-
ner Schilderung schwerlich entsprechen) über der Galerie in beiden
Armen des Querschiffes. 2) Die oben erwähnten Arbeiten des Giunta.
Pisano, Geschichten der Jungfrau und der Apostel im Chor und Quer-
Schiff: nebst einer Kreuzigung im südlichen Arme des letztern. (Alles
kenntlich an dem durchgängig schwarz gewordenen Bleiweiss.) 3) Eine
ebenfalls 8011811 dem Ginnta beigelegte, aber eher dem Oimabue gehö-
rende Kreuzigung im nördlichen Arme. 4) Von den Kreuzgewölben
des Langhauses enthält das dritte vom Portal an gerechnet noch die
oben (S. 130, a) erwähnte Malerei Cimabuels, deren decorative An-
ordnung (Rundbilder Christi, der Maria und zweier Heiligen, auf Engel
vom Victorientypus gestützt, mit Festons eingefasst, die 9.118 Gefässell
hervorwachsen, welche von nackten Genien getragen werden) bereits