Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

104-0 
Moderne Malerei. 
tyrien (s. oben), so poetisch er sich anlässt, hat etwas künstlerisch 
Unechtes. 
Aber das Überirdische kommt selbst in die einsame Klosterzelle, 
in das Dasein eines einzelnen heiligen Menschen hereingeschwebt. Hier, 
in geschlossenen Räumen, ist die örtliche Wirklichmachung in der 
Regel sehr störend. Es würde wie Spott klingen, Wenn wir selbst 
die besten derartigen Bilder von dieser Seite prüfen und namentlich 
das Benehmen der hier ganz ungenirten Engel näher schildern woll- 
aten. (Pinac. v. Bologna: S. Anton v. Padua, dem Bambino den Fuss 
bküssend, von Elisabetta Sirani;  S. Giacomo magg. zu Bologna, 
4. Alt. r.: Christus erscheint dem Johannes a S. Facundo, von Ca- 
vedone.) Wenn ein; herberer Naturalist wie z. B. Spagnoletto 
das Visionäre ganz weglüsst, so kömmt wenigstens ein harmloses 
c Genrebild zu Stande; sein S. Stanislas Kostka (Pal. Borghese) ist ein 
einfacher junger Seminarist, dem man ein Kind auf den Arm gelegt 
hat, und der nun ganz gutmiithig aufmerkt wie es ihn am Kragen 
fasst. 
Die auf Wolken schwebende Madonna ist in dieser Zeit kaum 
mehr zu unterscheiden von der Assunta, der gen Himmel fahrenden 
Maria. (Wie deutlich hatte noch Tizian die Assunta als solche be- 
zeichnet!) Auch jetzt werden übrigens gewisse Bilder ausdrücklich 
.1 als Himmelfahrten gemalt. So das colossale Bild Guido's in S. Am- 
brogio zu Genua (Hauptaltar rechts), eines derjenigen Meisterwerke, 
ewelche kalt lassen. Von den Assunten des Agostino und Anni- 
bale Caracci in der Pinac. zu Bologna ist die erstere, bedeutendere 
wieder ein rechtes Beispiel der räumlichen Verwirklichung des Über- 
sinnlichen; das „Aufwärts" ist durch schiefes Liegen auf einer schö- 
nen Engclgruppe veranschaulicht; glücklicher Weise giebt auch noch 
der Kopf den schönen Eindruck der sich in Wonne auflösenden Sehn- 
sucht.  Die unten am Grabe versammelten Apostel erheben sich 
 selten zu irgend einer reinern Begeisterung. 
f Einzelne Altarbilder sind auch ganz mit der Glorie angefüllt. In 
S. Paolo zu Bologna (2. Cap. r.) sieht man eines der trefflich ge- 
malten Bilder des Lod. Caracci, „il paradiso"; merkwürdig als 
vollständiges Specimen jener Engelconcerte, durch welchen die Schule 
 sich von ihrem Ahn Coreggio wider Willen imterscheidet. Seine
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.