Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

Madonna. 
Glorion und Visionen. 
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Die Santa conversazione (Madonna mit Heiligen) muss sich 
nun, wie schon bei den spätem Venezianern, irgend einem AHect und 
Moment bequemen, indem Madonna und das Kind zu einem der Hei- 
ligen in eine besondere Beziehung treten, wobei sich dann auch die 
Übrigen irgendwie betheiligen. Unzählige Male geschah diess z. B. 
unter Ooreggids Ägide mit dem bedenklichen Sujet der Vermählung 
der heil. Catharina. Aber noch häufiger wird Mutter und Kind aus 
der Erdenräumlichkeit hinaus in die Wolken versetzt und mit Engeln 
umgeben; es beginnt das Zeitalter der Glorien und Visionen, 
ohne welche zuletzt kaum mehr ein Altarbild zu Stande kömmt. Das 
Vorbild ist dabei nicht eine Madonna von Foligno, sondern direct 
oder indirect die Domkuppel von Parrna. mit der illusionären Unten- 
sicht, der Wolkenwirklichkcit, den Engelschaaren. Dieser Art sind 
mehrere Irlauptbilder der Pinacoteca von Bologna, wie z. B. Guidois a 
schon erwiihntes Bild des Pestgeliibdes, in dessen unterer Hälfte 
sieben Heilige knieen, zum Theil von dem bedeutendsten Ausdruck 
der ihm zu Gebote steht;  Guercinoüs Einkleidung des S. Wil-b 
heim von Aquitanien theilt mit seiner "Begriibniss der heil. Petronilla" c 
(Gal. d. Capitols) den Übelstand, dass die himmlische Gruppe ausser 
Verbindung mit der irdischen bleibt und "doch zu nahe auf dieselbe 
drückt, aber auch die breite, meisterlich energische Behandlung ist in 
beiden Bildern dieselbe. (Auch wieder ein Beleg für die Vertauschung 
der Santa convcrsazione gegen ein momentanes Geschehen; eigentlich 
mussten nur der heil. Bischof Felix, S. Wilhelm, S. Philipp und S. 
Jacob mit der Madonna auf Einem Bilde vereinigt werden.) -Luca 
Giordano ist bei einem solchen Anlass von seinem unzerstörbaren  
Temperament richtig geführt worden; seine Madonna del rosario (Mus. d 
v. Neapel) schwebt unter einem von Engeln getragenen Baldachin auf 
WVolken einher, Während vorn S. Dorninicus, S. Chiara u. a. Andäch- 
tige verehrcnd ihrer harren; diese Übertragung der Glorie in eine 
himmlische Procession war echt volksthümlich neapolitanisch und das 
Einzelne ist auch danach gegeben. (Ein anderes grosses Bild Vone 
Luca in der Brera zu Mailand.)  Ins Masslose geht z. B. die Dop- 
pelvision des Ercole Gennari (Pinac. v. Bol.); Madonna erscheintf 
auf Wolken dem ebenfalls auf Wolken über stürmischem Meer schwe- 
benden S. Niccolb von Bari. Auch der Oontrast der Glorien mit Mar-
	        
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