1038
Moderne Malerei.
jenen herrlichen Bildern Murillo's. Es giebt gute, in Coreggids Art
gemeinte Mütter und heilige Familien von den Caracci, zumal An-
anibale. Guido ist sehr ungleich; eine vorzügliche Madonna mit
dem schlafenden Kinde soll im Quirinal sein; eine gute frühe heil.
h Familie im Pal. Spinola, Str. nuova zu Genua; aber eine seiner wich-
ctigsten Madonnen, die er als besonderes Bild (Brera zu Mailand, eine
dNachahmung von Elis. Sirani im Pal. Corsini zu Rom) und dann
eals Bestandtheil des grossen Bildes vom Pestgelübde (Pinae. zu Bo-
logna) behandelt hat, sieht unleidlich prätentiös aus, als liesse sie das
Kind für Geld sehen. Überhaupt wird die Mutter in dieser Epoche
fnur zu oft eine missmuthige Custodin des Kindes (Ovalbild des Ma-
ratta. im Pal. Corsini zu Rom); sie hat oft etwas zu sehelten, sodass
Musikputten u. dgl. Dienerschaft nur ganz schüchtern mit einer ab-
gemessenen Ergebenheit ihre Befehle empfangen und der kleine Jo-
hannes sich kaum-recht herbeiwagt. Das vornehme, zurückhaltende
Wesen, das hier den heiligen Personen zugetraut Wird (vgl. S. 1033)
findet seine Parallele in damaligen Ansichten über den geistlichen
Stand (Ranke, Päpste, III, 120). Nicht umsonst fühlt man sich
immer wieder von Sassoferrato gefesselt, dessen milde, schöne,
gewissenhaft gemalte Madonuen ohne Ausnahme ein Mutterherz haben,
Worüber man den Mangel an Grossartigkeit und an höherm Leben
gvergisst. (Beispiele a. m. 0., bes. Pal. Borghese in Rom; Brera zu
hMailand; Pal. Manfrin in Venedig; in S. Sabina zu Rom, Cap. rechts
ivom Chor, das einzige grössere Altarbild: Madonna. del rosario, von
ktrefflichster Ausführung; in den Uffizicn und im Pal. Doria zu
Rom betendc Madonnen ohne Kind, demüthig abwärts schauend, ohne
die Verhimmelung, durch welche sich z. B. Carlo Dolci von Sasso-
ferrato gründlich unterscheidet.) Unter den Madomien 'der Natura-
listen wird eines der oben (S. 1010, b) erwähnten Bilder des Pellegro
Piola zum Besten und Liebenswürdigsten gehören; Caravaggio
dagegen überträgt auch diese einfache Aufgabe in seine beliebte Zi-
1geunerwelt (grosse heil. Familie im Pal. Borghese). Ähnlich Schi-
mdone (Pal. Pallavieini zu Genua]. M aratta's Madonnen sind wie-
derum der Nachhall des Guido.