Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

Die_ Formenbildung im Einzelnen. 
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sich auf ganz andere Wirkungsmittel glauben verlassen zu dürfen. 
So gemein überdiess ihre Formen sind, so wenig kann man doch im 
einzelnen Fall darauf bauen, dass sie wirklich aus dem Leben ge- 
griffen seien; in ihrer Gemeinheit sind sie nur zu oft auch allgemein. 
Der gewissenhaften Bilder sind in dieser Schule überhaupt wenige. 
Von Luca Giordano abwärts fällt die Zeichnung der neap. Schule 
dem liederlichsten Extemporiren anheim. Luca selbst hält sich noch 
durch angeborene Anmuth in einer gewissen Höhe. 
Bei Pietro da Cortona ist es nicht schwer, eine durchgehende 
Gleichgültigkeit gegen die wahre Formendarstellung zu erkennen, so 
Wie der Ausdruck seiner Köpfe zum Erschrecken leer wird. Man 
ahnt auf einmal, dass der sittliche Halt, welchen die Caracci (zu ihrer 
ewigen Ehre) der Kunst zurückgegeben, von Neuem tief erschüttert 
ist. Wenn ein Künstler von dieser Begabung das Beste so offen-  
kundig Preis gab, so war nur ein noch weiteres Sinken zu erwarten. 
Der letzte grosse Zeichner, Carlo Maratta, war durch seine Nach- 
ahmung des Guido Reni zu befangen, durch seinen Mangel an indi- 
vidueller Wärme zu machtlos, um auch nur sich selber auf die Länge 
dem Verderben zu entziehen. (Einzelne Apostelfiguren in den oberna 
Zimmern des Pal. Barberini zu Rom; Assunta mit den vier Kirchen-b 
lehrern, in S. M. del popolo, 2. Cap. r.) Unmittelbar auf ihn folgen 
noch ein paar Maler, die in der Formengebung nahezu so gewissen- 
haft sind als er; man lernt sie z. B. in Pal. Corsini zu Rom kennen,c 
die Muratori, Ghezzi, Zoboli, Luti, auch den angenehmsten der Cor- 
tonisten: Donato Creti;  ganze Kirchen, wie S. Gregorio, SSJI 
Apostoli sind wieder mit leidlich gewissenhaften Altarbildern eincsc 
Luti, Costanzi, Gauli u. A. gefüllt (von Gauli das Deckenfresco im 
Gcsu, von Costanzi das in S. Gregorio);  ja die höchste Blüthe der 
römischen M0 s aiktech nik, welche gewissermassen nur neben einer 
gründlichen Ölmalerei denkbar scheint, füllt gerade in die ersten Jahr- 
zehnde des vorigen Jahrh. (Altarblätter in S. Peter, mosaicirt unterf 
der Leitung des Cristofaris.) Allein diese späte, mehr locale als 
allgemeine Besserung ist das rein äusserliche Resultat academischen 
Fleisses, ein neuer geistiger Gehalt, eine tiefere Anschauung der dar- 
zustellenden Gegenstände war damit nicht mehr verbunden. Den 
Gipfelpunkt dieser Art von Besserung bezeichnet dann Pompeo
	        
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