Mosaiken des VII. bis IX. Jahrhunderts. 735
In Rom gehören hieher die Tribunenmosaiken in S. Agnese flwriv.
(625-638), und in einer der Nebencapellen des lateranischen Bapti-
steriums, dem sog. Oratorio di S. Venenzio (640-642). Letztere Ar-b
beit zeigt schon deutlich, dass der letzte Gluthfunke von Freiheit, von
Theilnahme und Freude des Künstlers am eigenen Werk erloschen
ißt- Kein Wunder, dass derselbe bereits das nicht mehr versteht,
was er wiederholt. Einzelne kleinere Reste: in der kleinen Tribunec
Vßn S. Stefano rotondo (642-649); auf einem der Altäre links
S. Pietro in Viucoli (S. Sebastian als Votivbild der Pest von 680,1!
hier noch bekleidet und als Greis gebildet) u. a. m.
Ein letztes, obwohl erfolgloses Aufrafien gegen den Byzantinis-
mus kann man etwa in den (stark restaurirten) Chormosaiken von S.e
Ambrogio in Mailand (832) anerkennen, obwohl auch hier die
Inschriften zum Theil griechisch sind. Die Gesichtszüge sind schon
in rohen Umrissen, die Gewänder in einem schroffen Changeant (von
weiss, grün und roth) gegeben, die Vertheilung der an Grösse sehr
ungleichen Gestalten im Raum schon ganz ungeschickt, und doch ist
noch viel mehr Leben darin, als in den gleichzeitigen römischen
Arbeiten I).
Diese versinken iliimlich, vom Beginn des IX. Jahrh. an, in eine
ganz barbarische Rohheit, welche knlturgeschichtlich nicht ganz leicht
zu erklären ist; die byzantinische Kunst nämlich, deren Aulfassungs-
weise hier vollkommen durchgedrnngen erscheint, tritt uns sonst über-
all mit einer viel zierlieheren Ausführung entgegen als gerade hier.
Das sachlich merkwürdigste dieser Mosaiken, dasjenige aus dem
Triclinium Leo's III (um 800), ist bei seiner Übertragung an die Ca-f
Zugleich interessant als" Inbegriff sämmtlicher damaligen Schutzpatrone von
Dlailnnd. Christus unter einer Glorie thronend, umgeben von Michael und
Gabriel, weiter S. Gervasius und S. Protasius, unten in runden Einfassungen
5- Canüidü, S. Salyrus und S. Marcellina; links die Stadt Tours und S. Am-
brosius bei der Bestallung des h. ltlartin; "rechts die Stadt Mailand und
S._Ambrosius und S. Augustin an Pnußn sitzend. Es dauerte lange, bis
nussolchen Elementen Bilder wie Rafaels Madonna di Foligna und heil. Gä-
cilia oder wie die sante conversazioni Tizians entstanden.
In einer Nebencapelle rechts von der Kirche enthält die Kuppel das BWSl- u
bild des heil. Satyrus auf Goldgrund, etwas älter als die Mos. der Tribuna.