Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

Äussere Bedingungen des Manlerlsmus. 
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erhärten Bedingungen in die Hände; alle zünftige und locale Gebun- 
denheit hatte aufgehört; jeder Grosse und jede Kirchenverwaltung 
verlangten für ihre Gebäude einen monumentalen Schmuck von oft 
ungeheurem Umfang und in grossem Styl. Aufgaben, zu Welchen 
eben Rafael und Michelangelo mit Aufwand aller ihrer Kräfte hin- 
gereicht hatten, gelangten jetzt bisweilen an den Ersten Besten, wur- 
den aucl1 wohl das Ziel, nach welchem Ehrgeiz und Intrigue um die 
Wette rannten. 
Den wahren Höhegrad des jetzt zur Mode gewordenen Kunst- 
sinnes sahen die klügern Künstler ihren Gönnern sehr bald ab. Sie 
bemerkten, dass die Herren vor Allem rasch und billig bedient sein 
wollten und richteten sich auf Schnelligkeit und die derselben an- 
gemessenen Preise ein. Sie sahen auch recht wohl, dass man an 
Michelangelo weniger das Grosse, als die phantastische Willkür und 
ganz bestimmte Äusserlichkeiten bewunderte und machten ihm nun 
dieselben nach wo es passte und wo nicht. Ihre Malerei wird eine 
Darstellung von Eifekten ohne Ursachen, von Bewegungen und Muskel- 
anstrengungen ohne Nothwendigkeit. Endlich richteten sie sich auf 
Das ein, was die meisten Leute V011 jeher in der Malerei vorzüglich 
geschätzt haben: auf Vieles, auf Glänzendes und auf Natürliches. Dem 
Vielen genügten sie durch Vollpfropfen der Gemälde mit Figuren, 
auch mit ganz müssigen und störenden; dem Glänzenden durch ein 
Colorit, das man ja nicht nach dem jetzigen Zustande der meisten 
betreffenden Bilder beurtheilen darf, indem ehemals eine freundliche 
Farbe mit hell oder changeant aufgetragenen Lichtern neben der an- 
dern sass. Das Natürliche endlich wurde theils durch grundprosaische 
Auffassung und Wirklichmachung des Vorganges, theils durch ganz 
naturalistische Behandlung einzelner Theile erreicht, welche dann neben 
dem übrigen Bombast beträchtlich abstieht.  Der grösste Jammer 
aber ist, dass manche der betreffenden Künstler, sobald sie nur woll- 
ten oder durften, den echten Naturalismus und selbst ein harmonisches 
Colorit besassen, wie namentlich ihre Bildnisse beweisen. 
Eine Zeitlang verlangte die Mode lauter Gegenstüeke zum 
jüngsten Gericht, und es entstanden jene Gewimmel nackter 
(oder enggekleideter) Figuren, die in allen möglichen und unmöglichen 
Stellungen auf einem Raum, der sie nicht zum dritten Theil beher- 
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