Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

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Malerei des XVI. Jahrhunderts. 
Venedig. 
Scenen gemalt haben.  Paolo Veronese: der Raub der Europa, 
schönster Beleg für die venezianische Umdichtung des Mythologischen 
in eine theils pomphaft theils anmuthig sinnliche Wirklichkeit; das 
Vorgeiiihl der seltsamen Abreise, die eilige Toilette, wozu die Putten 
Blumen und Kränze bringen, bilden einen köstlichen Moment.  An 
der Decke eine thronende Venezia Paolols, a1 fresco, das einzige P0- 
litische Bild dieses Saales, wo der venez. Staat sonst nur das Schönste 
verlangt, das im Bereich seiner damaligen Künstler liegt. 
a Sala del collegio. Tintorettds vier grosse Votivbilder von 
Dogen, welche, meist steinalt, in ihrer halbbyzantinischcn Arntstracht 
vor der Madonna. oder Christus knieen und dabei von zahlreichen 
Heiligen empfohlen werden. Ihre streng ceremonielle Andacht würde 
besser in Mosaiken passen als in die oft sehr affectvolle und bewegte 
heilige Gesellschaft, unter Welche sich hier und anderswo auch alle- 
gorische Personen handelnd mischen. Übrigens ist schon das Breit- 
format dem iiberirdischen Inhalt nicht günstig; die Visionen müssen 
zur ebenen Erde herabriicken.  Viel mehr Wärme zeigt an einem 
dankbarern Gegenstand (hintere Wand) Paolo Äleronese; sein Sieger 
von Lepanto, Seb. Veniero, kommt in hastiger Begeisterung heran, 
um von seinen Begleitern S. Marcus, Venezia, Fides, S. Justina dem 
niederschwebenden Christus empfohlen zu werden.  Die sämmtlichen 
11 Gemälde und 6 Chiaroscuri der Decke gehören vollends zu Pfs 
schönsten und frischesten Malereien; hier u. a. wieder eine thronende 
Venezia mit zwei andern Göttinnen, welche zeigen wie sich P. bei 
der Untensicht zu helfen wusste; er gewann seinen allerliebsten Fett- 
köpfchen gerade diejenigen Reize der Bildung und des Helldunkels, 
welche sich nur hier offenbaren, ganz meisterlich ab. 
b Sala del Senato. Hier fahren Tintoretto und Palma giov. 
mit ihren Votivbildern fort; u. a. eine auf Wolken niederschwebende 
Pietät von 2 Dogen angebetet.  Das Äusserste von Lächerlichkeit 
leistet Palmafs Allegorie der Liga von Cambray; die Stierreiterin stellt 
das nverbündete Europa" vor. -Noch ein Programm der Orthodoxie, 
von Dolabella: Doge und Procuratoren beten die Hostie an, die auf 
einem von Geistlichen und Armen umgebenen Altar steht.  Tinto- 
retto's Deckenbild zeigt, wie ihn Michelangelo irre gemacht hatte; statt 
Paolo's Naivetät und Raumsinn ein wüstes Durcheinanderschweben. 
	        
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