Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

Paolo Veronese. 
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nung der spätern Werke Tizians; die Heiligen sind z. B. zwanglos 
um das Postament gruppirt, auf welchem die Madonna sitzt. (Acada 
v. Venedig; S. Francesco della vigna, 5. Cap. 1.) Das schönste die- b 
ser Bilder: S. Cornelius, S. Antonius abbas und S. Cyprian nebst 
einem Geistlichen und einem Pagen, findet sich in der Brera zu Mai- c 
land.  In den erzählenden Bildern geht der allgemeine vene- 
zianische Mangel an genügender Entwicklung der Figuren bis zur 
Unverständlichkeit; Haltung und Schritt aber haben oft etwas son- 
derbar Schwankendes. Allein Paolo hat, Wo er sich anstrengt, edlere 
dilmatische Gedanken als die übrigen Schulgenossen, wie man am 
besten in S. Sebastiano zu Venedig sieht, welche Kirche eine sehrd 
grosse Anzahl Bilder von ihm, die treffliehsten und grössten im Chor, 
enthält. Vollends sind die Hochaltarbilder von S. Giu stina zu Pald ua e 
und von S. Giorgio in Braida zu Verona, mit den llziartyrien der f 
genannten Heiligen, hieisteriverke ersten Ranges; Paolo dämpft das 
Ereigniss so weit als möglich zum Existenzbild, mässigt sich im 
Pathos auf das Behutsamste, meidet die Excesse des Naturalismus, 
und behält auf diese Weise die nöthige Fassung um seine Farbe in 
siegreicher Prachtfülle vortragen zu können. Mit seinen weltlichen 
Bildern verhält es sich nicht anders; die berühmte „Familie desg 
Darius" im Pal. Pisani a. S. Polo wirkt nur desshalb so ganz 
zwingend, weil das Pathos auf das Nothwendigste beschränkt, der 
Moment zu einer blossen demiithigen Präsentation gedämpft ist.  
Er wählt vorzugsweise solche Ereignisse, die sich dem Ceremonien- 
bilde nähern, wie die Anbetung der Könige (Brera zu Mailand), dieh 
Königin von Saba (mit den Zügen der Elisabeth von England, Ufii-i 
zien); seine eigentlichen Ceremonienbilder werden wir im Dogenpalast 
kennen lernen.  Die ganz schwachen erzählenden Bilder übergehen 
wir; es sind zumeist solche, in welchen auch die Farbe geringem 
Werth hat. (Ein unglückliches Roth hat z. B. oft alle Lasuren ver- 
zehrt.) Paolo wird zwar niemals roh wie Tintoretto, allein sehr nach- 
ist nicht frei davon, und bei Paolo giebt es sogar höchst aulfallende Bil- 
dungen dieser Art. Lüsternheit zu erregen hat sich die Kunst oft herge- 
geben, allein dass man gerade mit diesem Typus einem Durchschnittsge- 
schmack Genüge geleistet habe, bleibt räthselhaft. Rubens, der denselben auf 
seine Weise umdeutete, traf vielleicht schon eher den Sinn seiner Leute.
	        
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