Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

Tintoretto. 
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fang bis zu Ende im Sinne des absoluten Naturalismus um, vielleicht 
mit dem Zwecke, unmittelbarer zu ergreifen und zu rühren. Für diese 
Absicht sucht er das Auge durch schöne Köpfe zu gewinnen; dagegen 
wird er nicht inne, wie der Missbrauch der Fülliiguren den wahren 
und grossen Eindruck aufhebt; er fallt in seinem Eifer der Verwirk- 
lichung auf die gemeinsten Züge, wie denn z. B. das Abendmahl kaum 
je niedriger aufgefasst worden ist; bei der Taufe im Jordan drückt 
Johannes dem Christus die Schulter herab; bei der Auferweckung 
des Lazarus sitzt Christus ganz bequem in der Ecke unten. Die mei- 
sten Bilder, mit Ausnahme der Sala dell" albergo, sind höchst nach- 
lässig und schnell gemalt. In denjenigen der untern Halle ist das 
Landschaftliche zu beachten; scharfe phantastische Lichter an den 
Rändern der Bäume und Berge. Einen ungeschickten Wetteifer mit 
Michelangelo findet man am ehesten in dem grossen mittlern Decken- 
bild der obern Halle, welches die eherne Schlange darstellt.  Mit 
den Gemälden dieser Scuola gab T. den Ton an für die ganze monu- 
mentale Malerei Venedigs in den nächsten Jahrzehnden (von denä15G0er 
Jahren an); er selber nahm noch Theil an der Ausschmückung der 
Capella del rosario (links an S. Giov. e Paolo), welche als Denk-a 
mal des Sieges von Lepanto errichtet wurde, hauptsächlich aber an 
derjenigen des Dogenpalastes. Den decorativen Werth dieser Arbeiten 
haben wir oben (S. 291, f) festzustellen gesucht. Wo sich einmal 
der ganze Styl so sehr von der Auflassung, die beim Fresco die allein 
mögliche ist, abgewandt hat, da bleibt in der That kein anderer Aus- 
weg oiTen, als diesen-Im Chor von S. M. delP orto zwei Oolossal-b 
bilder, die Anbetung des goldenen Kalbes und die letzten Dinge; roh 
und abgeschmackt.  Im linken Querschiff von S. Trovaso ein Abend- c 
mahl, zum gemeinsten Schmaus entwiirdigt.  Auf 1111811 Altüfell V01! 
S. Giorgio maggiore Sudeleien, welche dem T. zu ewiger Schmachd 
gereichen. 
Von seinen Schülern ist sein Sohn Domenico in seinem Natu- 
ralismus meist um einen Grad gewissenhafter.  Der Peruginer An- 
tonio Vascibracci, genannt PAÜGIISB, brachte Tfs Styl in Seine 
Heimath (10 grossc Geschichten Christi an den Oberwänden des Haupt- ß 
Schiffes von S. Pietro de' Cassinensi in Perugia.) 
	        
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