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Malerei des XVI. Jahrhunderts.
Venedig.
bild der Madonna mit drei Heiligen, dem Stifter und dessen Gattin,
aim Pal. Manfrin, ist behandelt wie der schönste und freiste Palma.
vecchio; ebenda. eine heil. Familie im Freien, mit einem betenden
Mönch.
Paris Bordone (1500-1570), zuerst Nachahmer des Giorgione,
dann rückhaltlos des Tizian, ist in den Bildnissen bisweilen den Gröss-
bten gleichzustellen. Eine Anzahl in den Uftizien; eine dicke Frau
clllld eine Copie nach Tizians Paul III im Pal. Pitti; im Pal. Brig-
dnole zu Genua das wunderbare Porträt eines bärtigen Mannes in
schwarzem Kleid mit rothen Ärmeln, an einem rothbezogenen Tisch,
in der Hand einen Brief, hinten eine Balustrade; ebenda eine Frau in
rosenfarbenem Unterkleid und goldstolfenem Oberkleidel). Anderes
cim Pal. Manfrin. Grössere Darstellungen heil. Scenen sind nicht
fseine Sache; in dem Abendmahl zu S. Giovanni in Bragora (nach der
ersten Cap. rechts) sehen die Geberden aus wie ein Abhuh von Re-
miniscenzen aus den Werken besserer Meister; das Paradies (in
gder Aeademie) ist ein ganz schwaches Werk; eher noch macht das
h schön gemalte Halbiigurenbild des Augustus mit der Sibylle (Pal. Pitti)
einen poetischen Eindruck; vollends aber verdankt man dem Bor-
idone das am schönsten gemalte Ceremonienbild, welches überhaupt
vorhanden sein mag (Acad. von Venedig): der Fischer, Welcher dem
Dogen in Gegenwart einer erlauchten Versammlung einen Ring über-
reicht, den ihm S. Marcus gegeben. Dieses Werk ist gleichsam die
reifste, goldenste Frucht der mit Carpaccids Historien (S. S23) be-
ginnenden Darstellungsweise, auch in Beziehung auf die Prachtbauten,
zwischen welchen die Thatsache vor sich geht.
Von Battista Franco, der auch in Rom nach Michelangelo
studirt hatte, ist oben (S. 288, a) bei Anlass der decorativen Malerei,
welcher er seinem Talente gemäss am ehesten angehört, die Rede
gewesen.
1) Mehrere gute venczianisclnc Porträts dieser goldenen mittlern Zeit der Schule,
g heiläuüg gesagt, im Pal. Capponi zu Florenz.
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