Mosaiken des VI. Jahrhunderts. 733
lieh gegenwärtig (aus Fragmenten und Abbildungen restaurirt) wieder
enthüllt sein werden. Sie sind das frühste erweisliche Prototyp jener
in der Folge üblich gewordenen Darstellung der 24 Ältesten (aus der
Apoßalypse); auch das riesige Brustbild Christi in der Mitte War eines
der wichtigsten der altchristlichen Kunst. Die Mosaiken der Tribunaa
scheinen im XIII. Jahrh. nach einem Vorbilde des V. Jahrh. gear-
beitet; sie enthalten wie fast alle Tribunenmosaiken, den thronenden
Christus mit mehrern Heiligen, worunter der Kirchenheilige, auch
wohl die Stifter. Anderswo wird Christus auch auf einem Hügel oder
auf Wolken stehend (nicht nach neuerer Art schwebend) dargestellt.
Letzteres z. B. in dem schönsten Mosaik Roms, demjenigen vonb
SS- 0051118. e Damiano am Forum (526-530). Stark restaurirt,
zumal in der Partie links, gewährt dieses grandiose Werk in bereits
etwas erstarrenden Formen den Eindruck einer der letzten freien In-
Spirationen altchristlicher Kunst. Die Ausführung ist noch glänzend
und sorgfältig.
In Ravenna sind die Mosaiken des Baptisteriums der Arianerc
(oder S. Maria in Cosmedin, um 550 eine blosse Nachahmung des
Küppelbildes im andern Baptisterium. Aus derselben Zeit (gegen
547) stammen diejenigen der Chornisehe in S. Vitale, welche u. a.d
die glänzenden Oeremonienbilder mit dem Kirchgang Justinians und
(Pheodoraßs enthalten; Werke deren sachliche Merkwürcligkeit den
Kunstgchalt Weit übertrifft; an den Wänden zunächst davor die blu-
tigen und unblutigen Opfer des alten Bundes (Abels Opfer, Abrahams
Bewirthung der drei Männer, Isaaks Opfer, Melchisedeks Empfang);
Geschichten des MosestPropheten. An Masse das bedeutendste
Mosaikwerk des italischen Festlandes mit Ausnahme der Marcuskirche:
die beiden grossen Friese mit Processionen von Heiligen in S. Apol- e
linare nuovo: an den Obermauern des Mittelschiifes (553-566).
Vüll den Städten Ravenna und Classis (der alten Hafenstadt Raven-
nals); aus Welchen sie hervorschreiten, ist die erstere repräisentirt
durch jene hßchmerkwürdige Darstellung des damaligen, jetzt bis auf
einen geringen Rest (S. 56, lt; 92, d) verschwundenen Palastes der
ostgothischcn Könige. Wahrscheinlich noch aus dem VI. Jahrhaf
die Mosaiken der Capelle des erzbischöflichen Palastes.