Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

Tlzian. 
Assuntn. 
Fresken in Padua. 
973 
Für die eigentliche Historienmalerei giebt es Fresken Tizians aus 
seiner ganz frühen Zeit (1500-1520  in zwei Scuole (Bruderschafts- 
gebäuden) zu Padua. In der Scuola del Santo ist von ihm dass 
I., XI. und XII. Bild: S. Antonius lässt ein kleines Kind reden zu 
Bezeugung der Unschuld seiner Mutter; ein eifersüchtiger Ehemann 
tödtet seine Frau; S. Antonius heilt das zerbrochene Bein eines Jüng- 
lings. (Die Mitarbeiter waren: für IV, VIII und X Paduaner der 
frühern Schule; für II, III, IX und XVII der Paduaner Domenico 
Campagnola, welcher hier ein ausgezeichnetes, mit diesen Werken 
Tizians rivalisirendes Talent zeigt; für V, VII, XIII, XIV verschiedene 
Schüler Tizians; von Giov. Contarini VI; von Spätern XV, XVI.)  
In der Scuola del Carmine ist von Tizian nur das herrliche V.b 
Bild: Joachim und Anna. (I, II, III, IV sind von geringem Alt- 
paduanem; VII, Joachims Vertreibung aus dem Tempel, von einem 
viel bessern; XII, XIII, XIV (auch VI?) von Campagnola; IX ist 
ganz unbedeutend, X und XI von Spätern.)  Als einzige namhafte 
Frescounternehmungen der Venezianer vom Anfang des XVI. Jahrh. 
sind diese Malereien zwar in allem was zur Composition gehört mit 
den grossen gleichzeitigen Florentinern nicht zu vergleichen; in der 
Scuola del Santo haben auch die Sujets einen schweren innern Man- 
gel (vgl. S. 661, g). Aber als belebte Existenzbilder mit grossartig 
freien Charakteren, mit malerisch vollkommen schön behandelten 
Trachten, mit vorzüglichen landschaftlichen Hintergründen, mit einem 
Colorit das in Fresco nur hie und da bei Rafael und A. del Sarto 
seines Gleichen hat, sind besonders die Arbeiten Tizians von höchstem 
Werthe. Sein Helldunkel in der Carnation ist wahrhaft wonnevoll. 
Das Bild von Joachim und Anna, in der weiträumigen schönen Land- 
schaft, gehört unbedingt zu seinen einfach-grössten Meisterwerken.  
Man kann nicht sagen, dass er in Gegenständen dieser Art in der 
spätem Zeit gewonnen habe. In seiner grossen Darstellung der Maria 
im Tempel (Acad. von Venedig), wird der eigentliche Gegenstand dochc 
nahezu erdrückt durch die Fülle an Nebenmotiven, die denn freilich 
mit einer erstaunlichen Frische und Schönheit dargestellt sind. 
Im strengen Sinne dramatisch sind zwei berühmte Altarbilder Ti- 
zians. Es war ein nothwendiger wenn auch verhitngnissvoller Über- 
gang in dieser Zeit einer Allem gewachsenen Kunst, dass man anüng,
	        
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