Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

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Malerei des XVI. Jahrhunderts. 
Coreggio. 
a Ausserdem sind noch in der Annunziata. Reste einer Fresco- 
lunette der Verkündigung erhalten; eine der einflussreichsten Compo- 
sitionen. 
Von monumentalen Malereien mythologischen Inhaltes kenne ich 
in Italien ausser den Fresken von S. Paolo nur den vom Adler em- 
bporgetragenen Ganymed, jetzt an der Decke eines Saales in der 
Galerie zu Modena. Eine von dem Bild in Wien ganz verschiedene 
Composition, höchst meisterhaft in Wenigem. 
c Von StaHeleibildern ist die Danae im Pal. Borghese zu nennen. 
Vielleicht Gis gemeinste Gestalt dieser Art, weil sie nicht einmal 
recht sinnlich ist; aber naiv und herrlich gemalt sind die beiden Putten, 
welche auf einem Probierstein einen goldenen Pfeil prüfen; der be- 
redte Amor ist vollends der Genien im Dom von Parma würdig.  
d (Die Allegorie der Tugend im Pal. Doria zu Rom gilt als echte Skizze, 
wenn ich nicht irre, für eines der 'l'emperabilder Ois in der Samm- 
lung der Handzeiehnungen im Louvre.) 
Wenn Jemand die Gewandtheit bewundert, mit welcher Coreggio 
unter allen möglichen Vorwiinden nur immer das gegeben habe, was 
ihm am Herzen lag, nämlich bewegtes Leben in sinnlich reizender 
Form, so ist zu antworten, dass ein solcher Zwiespalt zwischen In- 
halt und Darstellung, wenn er in C. existirt hat, die Kunst immer 
und unfehlbar entsittlieht. Der Gegenstand ist keine beliebige Hülle 
für blosse künstlerische Gedanken. 
Bei keinem Meister sind die Schüler iibler daran gewesen. Er 
nahm ihnen das, was die Meister zweiten und dritten Ranges in jener 
Zeit schätzenswerth macht: den architektonischen Ernst der Compo- 
sition, die einfachen Linien, die Würde der Charaktere. Was aber 
ihm eigen war, dazu reichten wieder ihre Talente nicht aus, oder die 
Zeit War dafür noch nicht gekommen. In der That steht sein allbe- 
Wunderter Styl über ein halbes Jahrhundert isolirt da; indem seine 
sämmtlichen Schüler mit. einer Art von Verzweiflung sich der römi- 
schen Schule in die Arme werfen.  
Inzwischen erwuchsen aber seine wahren Erben: die Schule der 
Caracci, deren Auffassung dem tiefsten Kerne nach von der seinigen
	        
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