Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

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Malerei des XVI. Jahrhunderts. 
Rafael. 
schönsten Motive wie von selbst. Bei genauerer Betrachtung wird 
man aber von dieser Ansicht abgehen und glauben, dass viel Mühe 
und Naehsinnen dabei war. Die Doppeltreppe, die halbrunden Schran- 
ken, die Kirehenhalle selbst sind an sich ein architektonisch schönes 
Bild. 
Attila und Leo der Grosse; eine gewaltige Scene fast von 
lauter Reitern  sollte es nicht nahezu unmöglich sein, neben so viel 
Thierwvelt, so viel physischer Kraftüusserung dem höhern geistigen 
Gehalt zu seinem Rechte zu verhelfen? Allerdings für die himmlische 
Erscheinung blieb nicht viel Raum übrig, aber er wurde benützt. 
Statt wolkenthronender Apostel drohend vorwärts schwebende, gleich- 
sam eine überirdische Begleitung des ruhig mit den Seinigen daher- 
ziehenden Papstes. Bei den Hunnen sieht nur Attila was vorgeht, 
mit der lebendigsten Wendung des Entsetzens; bei seinem Gefolge 
sind die Rosse ahnungsfahigei- als die Menschen, sie werden wild und 
scheu, wodurch ein prächtiges Leben in die Gruppe kömmt; über 
ihnen verdunkelt sich der Himmel und ein Sturmwind saust in die 
Banner. Bei der Bildung jder Rosse ist das Ideal unserer jetzigen 
Pferdekenner allerdings nicht berücksichtigt. Man setze aber in Ge- 
danken die Pferde eines I-Ioraee Vernet an ihre Stelle; sie würden 
hier unerträglich sein, während wir sie in der Smala etc. mit allem 
Fug bewundern. Attilals. schwarzer Hengst ist noch ruhig; die angst- 
volle Geberde des Königs durfte nicht etwa durch das Bäumen seines 
(Phieres mitverursacht scheinen. 
Petri Befreiung, höchst originell in drei Momenten entwickelt. 
Auch die Wächter nicht unwürdig; zwar befangen, aber nicht tölpel- 
haft. In der Scene rechts wird Petrus von dem ausserordentlich schö- 
nen Engel wie im Traum geführt. Der Lichtefekt mit hoher Miissi- 
gung gehandhabt, es ist ihm nichts Wesentliches aufgeopfert. 
Die allegorischen Sockelbilder enthalten noch in ihrer jetzigen 
Gestalt rafaelisehe Motive, die nicht zu Verderben sind.  In den vier 
Deckenbilderil erkennt man eine ähnliche, nur freiere Vereinfachung 
des Styles, wie in den Eckbildern am Gewölbe des vorigen Zimmers; 
wie diese als Mosaiken, so sind sie als Teppiche gedacht. 
	        
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