Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

Stanza. cfllliodoro. 
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Gemälde war der Heliodor. Welch ein Athemschöpfen nach den 
symbolisch bedingten Bildern der Camera della Segnatura! Er hat 
keine grossartigere bewegte Gruppe mehr geschaffen als die des himm- 
lischen Reiters, mit den im Sturm zu seiner Seite schwebenden Jüng- 
lingen und dem gestürzten Frevler nebst dessen Begleitern. Woher 
die Erscheinung gekommen, wo sie vorübergesaust ist, zeigt der leere 
Raum in der Mitte des Vordergrundes, welcher den Blick auf die 
Gruppe um den Altar des Tempels frei lässt. Man bewundert mit 
Recht die Verkürzung in dem Reiter und in dem I-Ieliodor, aber sie 
ist nur der meisterhafte Ausdruck fiir das Wesentliche, nämlich die 
glücklichste Schiebung der Figuren selbst. Die Gruppe der Frauen 
und Kinder, deren hundertfältiges Echo durch die ganze spätere Kunst 
geht, verdient hier im Urbild ebenfalls, dass man sie sich genau ein- 
präge. Endlich musste dem Papst sein Genüge geschehen; in voller 
Wirklichkeit auf seinem Tragsessel thronend schaut er ruhig auf das 
Wunder hin, als käme es ihm gar nicht unerwartet. An dän Bildniss 
Marc Antons, der als Träger des Sessels mitgeht, hat man den be- 
stimmten Beweis, dass R. seine Porträtpersonen wenigstens zum Theil 
freiwillig  anbrachte. 
Die Messe von Bolsena war eine viel einseitigere Aufgabe 
als der I-Ieliodor. Das Geschehen des Wunders beschränkt sich auf 
einen ganz kleinen Fleck; es wäre ungefähr dasselbe, wenn ein Dra- 
matiker die Peripetie seines Stückes auf das Verwechseln eines Ringes 
oder sonst auf ein scenisch kaum sichtbares Ereigniss bauen müsste. 
Aber innerhalb dieser Schranken ist das Herrlichste gegeben. Die 
Wahrnehmung und die Ahnung des Wunders geht wie ein geistiger 
Strom durch die andiiehtige Menge links und der Reflex davon belebt 
auch schon die unten an der Treppe sitzenden Frauen und Kinder; 
in der Gruppe des Papstes und seiner Begleiter ist es ruhige Gewiss- 
heit, Wie sie den mit tausend Wundern vertrauten Fürsten der Kirche 
zukömmt, und von diesem Ausdruck durften auch die unten knienden 
Obersten der Schweizergarde nicht zu weit abweichen. An und für 
Sieh sind sie ein Vorbild monumentaler Costümbchandlung.  Die 
Anordnung neben und über dem nicht einmal in der Mitte der Wand 
stehenden Fenster scheint für Rafael ein wahres Spiel gewesen Zu 
Sein; eben aus der Unregelmässigkeit entwickeln sich für ihn die
	        
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