Volltext: Malerei (Nebst Register über alle drei Theile) (Bd. 3)

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Malerei des XVI. 
Jahrhunderts. 
Rafael. 
einige Noth und es bedarf einer entfernten Beziehung aus Dante um 
ihn ausser der Poesie auch mit der Theologie in Verbindung zu brin- 
gen. Die Eva im Sündenfall ist ein Hauptbeleg für die Bildung des 
Nackten in Rfs mittlerer Zeit. Ebenso der Henker im Urtheil des 
Salomo. 
Die Sockelbilder, grossentheils erst von Perin del Vaga an der 
Stelle eines untergegangenen Getäfels componirt und ausgeführt und 
später ganz übermalt, zeigen noch, in welchem Sinne R. die decorative 
Wirkung des ganzen Saales verstanden wissen Wollte. Ihre Com- 
position ist zum Theil ausserordentlich schön, aber in kleinen Abbil- 
dungen eben so geniessbar als an Ort und Stelle. (Von R. nur die- 
jenigen unter dem Parnass.) 
Wären wir nur über die nähern Umstände der Entstehung dieser 
Freskenjnicht so völlig im Ungewissen. Die grossen Fragen: wie viel 
wurde dem Maler vorgeschrieben? was that er selbst hinzu? für welche 
Theile hat er vielleicht nur mit Mühe Erlaubniss erhalten? welche 
Zumuthungen hat er abgewiesen?  diese Fragen sind nie zu beant- 
worten. Es ist unbekannt, mit wem er in nächster Instanz zu thun 
hatte. So viel aber geht aus den Werken selbst hervor, dass die 
rein künstlerischen Beweggründe im Einzelnen meist die Oberhand 
behielten. Wenn man in andern Bildern jener Zeit, bei Mantegna, 
Pinturicchio, Sandro u. A., die Unersättlichkeit der Zeitgenossen an 
Allegorien und Symbolen aller Art kennen lernt, so wird es zur Ge- 
wissheit, dass Rafael aus eigenen Kräften Mass hielt, wählte, über- 
und unterordnete. Welche Kämpfe kann die untere Hälfte der Dispute. 
gekostet haben! wenn z. B. irgend ein Theologe sich für vollständige 
Darstellung aller grossen Kirchenlehrer und Ordensstifter verwandte! 
 oder wenn Irgendjemandes Lieblingsphilosoph oder Lieblingsdichter 
durchaus in die Schule von Athen oder auf den Parnass gebracht 
werden sollte!  anderer Möglichkeiten nicht zu gedenken. 
Vielleicht die einzige ganz miissigscheinende Figur in diesem 
Saal ist der junge Herzog von Urbino, welcher in der Mitte der linken 
Hälfte der Schule von Athen steht. Bei genauerer Betrachtung Endet 
man dass er nicht nur mit seinem weissen Gewande malerisch noth-
	        
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